2017-07-06 08:00:00

Neuer Kardinal Arborelius: Vom Konvertiten zum Kardinal


Es war eine doppelte Sensation: Er ist der erste Kardinal aus Schweden und aus Skandinavien überhaupt, und er ist Konvertit - Lars Anders Arborelius ist einer der insgesamt fünf neuen Kardinäle, die Papst Franziskus am vergangenen 28. Juni kreiert hat.

„Wichtiger, aber demütiger Teil der Weltkirche“ 

Mit der Anrede „Eminenz“ werde er noch nicht so richtig warm, verrät der 67-jährige Kirchenmann aus dem hohen Norden im Interview mit dem Kölner Domradio: „Es ist ein bisschen ungewohnt. Und hier in Schweden bleibt man einfach Bischof, aber Sie können gerne ,Eminenz‘ sagen, wenn es Ihnen gefällt.“

Katholisch sind in Schweden offiziell nur rund 116.000 Menschen; das entspräche bei rund 9,8 Millionen Gesamtbevölkerung etwa 1,2 Prozent. Etwa die Hälfte von ihnen sind Einwanderer; sie kommen aus mehr als 80 Nationen, etwa aus Polen, von den Philippinen oder aus Vietnam. Gottesdienste werden in neun verschiedenen Riten und in mehr als 25 Sprachen gefeiert. Bis 2000 war in dem skandinavischen Land die evangelisch-lutherische Kirche Staatskirche; ihr gehörte bis dahin jeder Schwede mit seiner Geburt automatisch an. Inzwischen sind noch etwa 60 Prozent der Schweden Lutheraner.

Seine Erhebung wertet Arborelius als „Zeichen“ dafür, dass auch die kleine schwedische Diaspora-Kirche „ein wichtiger, aber demütiger Teil der Weltkirche“ sei. Dass Franziskus mit dem neuen Schwung Purpurträger wieder einmal die Ränder der Weltkirche ins Licht setzte, zeigt für Arborelius, „dass der Papst wirklich auch für die Kleinen, die Armen in der Kirche offen ist. Irgendwie will er der ganzen Kirche die Möglichkeit geben, solidarisch und in Einheit zusammen zu kommen.“

Katholische Schwestern prägten den späteren Kardinal

Lars Anders Arborelius, der in einer schwedischen Familie in der Schweiz aufwuchs, ist ursprünglich evangelisch getauft, trat mit 20 Jahren aber zum Katholizismus über. Schon als Kind und junger Mann habe er Kontakt mit der katholischen Kirche gehabt, so der Kardinal:

„Und zwar durch den Kontakt in der Schweiz mit katholischen Schwestern. Und das hat auf mich großen Einfluss ausgeübt, so bin ich der Kirche näher und näher gekommen. Ich bin zwar in der evangelischen Kirche aufgewachsen, aber ich war nie ein aktives Mitglied. Ich war schon immer, so lange ich weiß, gläubig gewesen. Ich habe immer gebetet, aber in meiner Kindheit bin ich nie in der Kirche gewesen. Es war also eine schrittweise Annäherung an die Kirche. Nach dem Abitur bin ich dann einem Glaubenskurs gefolgt, anderthalb Jahre. Und dann wurde ich völlig überzeugt davon, dass die katholische Kirche die volle Wahrheit vermitteln kann und die frohe Botschaft an uns alle übermittelt.“

Konfessionswechsel: „Da habe ich alles gefunden“

So trat der Lutheraner Arborelius schon zwei Jahre nach seinem Übertritt in ein Karmelitenkloster ein. Seine Antwort auf die Frage nach dem Konfessionswechsel: „Ich werde nichts gegen die evangelische Kirche sagen, nur habe ich mich da eigentlich nie zuhause gefühlt. Die katholische Kirche war für mich, so lange ich weiß, die Kirche. Und da habe ich alles gefunden, was für mich wichtig war: Ein inniges Gebetsleben, eine weltweite solidarische Gemeinschaft und eine Mutter, die mir alles gegeben hat.“

Dass er knapp 50 Jahre später nicht nur Bischof, sondern der erste Kardinal in Skandinavien sein würde, hätte er sich damals allerdings nicht träumen lassen, so Arborelius: „Ich hätte wohl gelacht und gesagt ,das ist nicht vorstellbar, das ist nicht möglich‘“. Seine Ernennung mache ihn heute „sehr dankbar“ und „sehr froh“ – „aber man fühlt sich natürlich auch sehr klein, sehr demütig“, fährt er mit Blick auf das wenige Tage zurückliegende feierliche Ereignis fort: „Das ist so groß und beinahe nicht zu glauben. Der Papst hat uns alle mit viel Liebe empfangen, und auch der Empfang der verschiedenen Kardinäle war wirklich sehr schön. Und es hat mich gewundert, dass so viele Kardinäle doch irgendwas mit Schweden zu tun gehabt haben.“

Ökumenisch offen und menschlich umgänglich

Anders Arborelius wurde am 24. September 1949 in der Schweiz geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er mit seiner Mutter, einer Bibliothekarin, im südschwedischen Lund. Arborelius absolvierte ein Magisterstudium in modernen Sprachen. Neben Schwedisch und Englisch beherrscht er auch Deutsch und Spanisch.

Theologie studierte er im belgischen Brügge und am Teresianum in Rom, der Universität des Karmelitenordens. 1979 wurde er vom damaligen Stockholmer Bischof Hubertus Brandenburg (1923-2009) zum Priester geweiht. Es war Brandenburgs erste Priesterweihe im Bistum Stockholm, das heute rund 45 katholische Pfarreien mit 176 Priestern umfasst. Zum Bischof berief Arborelius 1998 der damalige Papst Johannes Paul II.. Von 2005 bis 2015 war er Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz.

Seinen Landsleuten gilt Bischof Arborelius als ökumenisch offen und menschlich umgänglich. 2016 empfing er Papst Franziskus in Lund zum gemeinsamen Reformationsgedenken von Päpstlichem Einheitsrat und Lutherischem Weltbund. Damals betonte Arborelius die Notwendigkeit eines intensiveren theologischen Dialogs zwischen den christlichen Kirchen. Sie müssten trotz ihrer Unterschiede zusammenarbeiten und ein gemeinsames Zeugnis des Glaubens geben.

Mehrfach hat sich der Theologe in den vergangenen Jahren auch in der Flüchtlingsdebatte engagiert. Weil Schwedens Katholiken selbst zu einem großen Teil Zuwanderer sind, ist das Flüchtlingsthema für Arborelius von besonderem Gewicht. Immer wieder wirbt er für eine humanere Asylpolitik.

(domradio/kna 05.07.2017 pr)

 








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