2017-07-05 16:29:00

Papst an Heiliges Land: Frieden durch Bildung und Begegnung


Zu vorurteilsfreier Begegnung und friedlichem Zusammenleben hat Franziskus Palästinenser und Israelis ermutigt. In einer an diesem Mittwochnachmittag live übertragenen Videobotschaft an eine internationale Konferenz des Bildungsnetzwerkes „Scholas Occurentes“ in Jerusalem rief der Papst zu Friedensarbeit durch Bildung auf.

Offen sein dem gegenüber, „was ich nicht bin“

Seht den anderen offen an und bleibt empathisch, lernt Neues dazu und traut euch, gemeinsam zu träumen: In seiner Botschaft deklinierte Papst Franziskus grundlegende Gesten jener „Kultur der Begegnung“ durch, die er als Schlüssel zum Frieden versteht.

Dass eine Einheit trotz bestehender Unterschiede möglich sei, hätten die rund 150 Wissenschaftler, Religionsvertreter und Jugendvertreter bewiesen, die bis zu diesem Mittwoch an der Hebräischen Universität in Jerusalem zusammentraten, so der Papst: „Ihr selbst habt, ausgehend von eurer Verschiedenheit, Einheit erreicht. Das hat euch niemand beigebracht. Ihr habt sie erlebt. Ihr habt euch bemüht, euch in die Augen zu sehen, habt euch bemüht, euren Blick zu befreien; dies ist unabdingbar, damit eine Begegnung entsteht. Im maskenlosen Blick gibt es keine Antworten, dort gibt es Offenheit. Offenheit all dem gegenüber, was ich selbst nicht bin.“

Durchlässig bleiben und sich nicht verhärten

Dazu gehörten Empfänglichkeit und Empathie, führte der Papst weiter aus. Diese würden besonders in der Begegnung mit anderen Menschen bedeutsam, wenn es ums gemeinsame Tun gehe: „Mit der Offenheit des Blicks werden wir für das Leben durchlässig, wir verpassen es nicht. Das Leben durchwirkt und berührt uns - das ist Leidenschaft. Wenn wir also gegenüber dem Leben und den anderen, demjenigen an meiner Seite, offen sind, entsteht Begegnung und dabei wird Sinn gestiftet. Wir alle haben einen Sinn, wir alle haben einen Sinn in unserem Leben. Niemand von uns ist ein ,Nein‘. Wir alle sind ein ,Ja‘, und deshalb kommt der Sinn bei unserer Begegnung einer Vergrößerung unserer Seele gleich.“

In der Begegnung liege eine Kraft, die Menschen verbinde, statt sie zu trennen, fuhr der Papst fort. Diese Sinnstiftung finde ihren grundlegendsten Ausdruck im gemeinsamen Feiern und Danken, so Franziskus: „Dort finden wir den tiefsten Sinn. Das Gefühl, das zwischen uns besteht - für alles und trotz allem, für alles und trotz allem. Dieses Gefühl ist die Dankbarkeit.“

Bildung und Begegnung als Friedensarbeit

Bildung müsse der Friedensarbeit und Völkerverständigung dienen, appellierte der Papst in seiner Botschaft. Diesem Auftrag habe sich das Bildungsnetzwerk „Scholas Occurentes“ verschrieben: „Einer Bildung, die uns dem Unbekannten gegenüber öffnet, die uns an jenen Ort bringt, wo sich die Wasser noch nicht trennen. Frei von Vorurteilen.“ Besonders die jungen Generationen müssten hier gefördert, ermutigt und ernst genommen werden, so Franziskus, der in der Vergangenheit auch als Lehrer gearbeitet hat. Kindern und Jugendlichen dürfe „weder die Fähigkeit zu träumen noch zu spielen“ genommen werden, mahnte er: „Wenn wir nicht zulassen, dass das Kind spielt, ist es, weil wir selbst nicht spielen können, und wenn wir nicht spielen können, verstehen wir weder Dankbarkeit noch Uneigennützigkeit noch Kreativität“.

Dem internationalen „Scholas“-Netzwerk gehe es um „Harmonie, nicht Uniformität“, erinnerte der Papst. Es gehe darum, eine Kultur der Begegnung durch Bildung zu fördern, über Grenzen und Kulturen hinweg. Die heutige „zersplitterte“ Welt mit ihren Abschottungstendenzen habe dies bitte nötig, so Franziskus. Dort würden aus „Angst vor dem Anderen“ „Mauern“ errichtet, die weiter spalteten und zu Feindschaft führten. Die Teilnehmer der internationalen Bildungskonferenz im Heiligen Land rief er vor diesem Hintergrund zum gemeinsamen Einsatz für Frieden und Begegnung auf.

Hintergrund

Jorge Mario Bergoglio hatte das „Scholas“-Netzwerk bereits in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires ins Leben gerufen und als Papst dann in eine Vatikan-Stiftung umgewandelt. Unter dem Motto „Frieden stiften durch eine Kultur der Begegnung“ lotete die von „Scholas Occurentes“ in Zusammenarbeit mit der Hebräischen Universität Jerusalem organisierte Konferenz vom 2.-5. Juli Konfliktlösungen in der Welt aus. Die Videobotschaft des Papstes wurde während des Abschluss-Panels der Konferenz übertragen. Von Vatikanseite aus nahmen an der Konferenz der Sekretär der vatikanischen Bildungskongregation, Erzbischof Angelo Vincenzo Zani, der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Scholas-Occurentes-Vizepräsident, Erzbischof Marcelo Sanchez Sorondo, sowie der Nuntius im Heiligen Land, Erzbischof Giuseppe Lazzarotto, teil.

(rv 05.07.2017 pr) 








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