2017-07-03 15:00:00

UNO: Viele Syrer kehren zurück


Trotz der unsicheren Lage und großen Zerstörungen kehren viele Syrer in ihre Heimatregionen zurück: Das geht aus einem aktuellen Bericht des Flüchtlingswerkes der Vereinten Nationen UNHCR hervor. Seit Beginn des Jahres sind demnach nahezu eine halbe Million Binnenflüchtlinge heimgekehrt. Mehr als 30.000 Flüchtlinge seien freiwillig aus den Nachbarländern nach Syrien zurückgereist.

„Was man zunächst feststellen muss, ist, dass es sich meist um spontane Rückreisen handelt – also um individuelle Entscheidungen – und dass es meistens Binnenflüchtlinge sind, die also keine internationalen Grenzen passiert haben“, erklärt UNHCR-Sprecherin Cécile Pouilly im Interview mit Radio Vatikan. „Die Personen, die zurückkehren, sagen uns hauptsächlich, dass sie wissen möchten, was aus ihren Angehörigen geworden ist. Sie möchten sich von ihrem Wohlergehen überzeugen. Als Grund erwähnen sie aber auch die verbesserte Sicherheitslage vor Ort, sei sie als solche empfunden oder real.“   

Generell ließe sich festhalten, dass die meisten Leute zunächst nach Aleppo, Amar, Homs oder Damaskus reisten, so die Sprecherin. Die Tendenz zur Rückkehr beobachte das UN-Flüchtlingswerk bereits seit 2015; insgesamt seien ungefähr 260.000 Geflüchtete spontan nach Syrien zurückgekehrt, hauptsächlich aus der Türkei in den Norden Syriens.

Lage nach wie vor zu unsicher

Der UNHCR rege die Menschen nicht zur Rückreise an, so Cécile Pouilly, weil die Lage vor Ort eigentlich immer noch zu unsicher sei. In Syrien, wo Milizen des Islamischen Staates nach wie vor mehrere Landesteile kontrollieren und sich unterschiedliche Konfliktparteien bekriegen, fänden die Rückkehrer schwierige Lebensbedingungen vor, erinnert sie: „Die humanitären Organisationen haben weiterhin Probleme, den Hilfskonvois regulären Zugang zu allen Zonen zu verschaffen, und die Menschen, die zurückkehren, stehen vor zahlreichen Herausforderungen. Sie müssen etwa Wege finden, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Außerdem fehlt es an Essen und Trinkwasser, die Gesundheitsversorgung ist sporadisch, und wir wissen auch, dass viele syrische Schulen beschädigt oder zerstört wurden.“

Der UNHCR rechne damit, dass viele Syrer auch in Zukunft in ihre Heimat zurückkehren wollten – allerdings eher mittelfristig: „Wir erwarten, dass es mehr Rückkehrer gibt, aber laut Umfragen unter den Flüchtlingen denkt die große Mehrheit nicht an eine Rückkehr in der näheren Zukunft, das heißt noch 2017. Ich denke, die Leute wollen sehen, wie sich die Lage entwickelt. Die meisten, mit denen wir gesprochen haben, möchten zurückkehren, aber eher mittelfristig, wenn die Situation sich wirklich stabilisiert hat.“

Asyl muss weiter möglich sein

Angesichts der nach wie vor prekären Lage erinnert Pouilly daran, dass für die Kriegsflüchtlinge – auch wenn viele von ihnen zurückwollen und das auch de facto tun – weiterhin internationaler Schutz gewährleistet werden muss: „Es stimmt zwar, dass die Friedensverhandlungen vorangetrieben werden, sie finden statt und das ist wichtig, um eine politische Lösung für Syrien zu finden, aber in der Erwartung einer wirklichen globalen Lösung und einer generellen Stabilisierung der Situation, die eine sichere Rückkehr sicherstellen würden, muss für die Flüchtlinge im Ausland ein Asylschutz beibehalten werden. Und man muss natürlich auch weiterhin die Nachbarländer unterstützen, die die überwältigende Mehrheit der syrischen Flüchtlinge aufnehmen: mehr als fünf Millionen, allen voran die Türkei, die 2,9 Millionen Flüchtlinge beherbergt, der Libanon, wo eine von sechs Personen ein Flüchtling ist, hauptsächlich aus Syrien.“

Die notwendigen Einsätze des UNHCR seien derzeit „nur zu 33 Prozent“ gewährleistst, so die Sprecherin weiter: „Daher rufen wir klar zu mehr Solidarität auf, denn wir müssen den Syrern dort helfen können, wo sie sich jetzt gerade aufhalten, und wir müssen auch im Blick haben, wie wir die Zukunft dieses Landes aufbauen können, wenn die Bedingungen günstig sind. Es wird viel Arbeit geben, vor allem im Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur.“

(rv 03.07.2017 pr)

 








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