2017-07-03 20:05:00

Heiliges Land: Schuldspruch und Freispruch für Anschlag auf Tabgha


Ein Schuldspruch und ein Freispruch: das sind die Verdikte gegen die beiden jungen Juden in Israel, die nach dem Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche der deutschen Benediktiner in Tabgha im Juni 2015 festgenommen worden waren. Die Kirche steht unter Verwaltung der Benediktiner der Jerusalemer Dormitio-Abtei. Deren Sprecher ist der deutsche Pater Nikodemus Schnabel, der gegenüber Radio Vatikan nach der Verkündigung der richterlichen Entscheidung in Israel von schlimmen Erinnerungen spricht, die an diesem Tag nochmals hochkamen.

„Vor über zwei Jahren war der furchtbare Brandanschlag, das Atrium ein Flammenmeer, ein Mitbruder und eine Volontärin mit Rauchvergiftung im Krankenhaus, wie durch ein Wunder ist niemand umgekommen und die Kirche ist nicht komplett niedergebrannt, sondern nur das Atrium der Kirche. Das war ein schockierender Abend und Morgen. Aber in den Hass, der uns da entgegengeschlagen ist, hat sich sofort die Solidarität gemischt. Viele Israelis, Palästinenser, Juden, Christen, Atheisten, die uns beigestanden sind in dieser schweren Zeit. Und jetzt ist das wieder so, viele zeigen sich solidarisch und sagen, hast du gehört, was für ein Skandal: ein Freispruch. Verhaftet wurden ja mehrere, angeklagt nur zwei, und davon jetzt einer freigesprochen und einer schuldig.”

Der 22jährige Yinon Reuveni ist den Erkenntnissen der Richter zufolge in allen Anklagepunkten schuldig, darunter Brandstiftung mit feindlichen Motiven. Auf die Kirchenmauern von Tabgha am See Genezareth hatten die Attentäter auch christenfeindliche Parolen in Hebräisch geschmiert. Den Gerichtsprozess erlebten die Benediktiner als unangenehm, schildert Pater Nikodemus.

„Die Brüder, die daran teilgenommen haben, wurden gedemütigt und beleidigt, das war unschön. Es kommen viele Gefühle hoch. Einerseits die Wunden durch den Brandanschlag, der Schock darüber, dass man so gehasst werden kann, aber auch die Dankbarkeit für die Welle der Solidarität, die sich heute erneuert hat. Es tut gut zu wissen, dass vielen Menschen Tabgha und die Benediktiner den Menschen nicht egal sind, und dass sie Frieden säen wollen. Wir werden weiter hier bleiben im Heiligen Land, in Jerusalem und Tabgha, werden weiterhin jeden empfangen, der zu uns kommen will, und wir werden weiter für den Frieden beten.”

Erst im Februar war das deutsche Benediktinerkloster Tabgha nach den nötigen Renovierungen feierlich wiedereröffnet worden. Israels Präsident Reuven Rivlin dankte damals in seiner Ansprache allen am Wiederaufbau Beteiligten und sagte, Hass könne nicht gewinnen.

(rv 04.07.2017 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.