2017-06-30 11:30:00

Rotes Kreuz: Christen im Nahen Osten besser schützen


Syrien, Irak, Nigeria: Immer mehr Christen werden verfolgt. Das sagt jetzt nicht etwa ein christliches Hilfswerk, sondern die wohl berühmteste religionsunabhängige Hilfsorganisation: Im Interview mit Radio Vatikan sagt der Generaldirektor des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Yves Daccord, dass seine Organisation klare Anzeichen sieht, dass Christen – vor allem im Nahen Osten – gezielt verfolgt und vertrieben werden. Die internationale Staatengemeinschaft müsse deshalb die Christen in den Krisenregionen besser schützen.

„Das soziale Gefüge im Nahen Osten ist zerstört, und was wir im Irak, Syrien oder Jemen sehen – auch wenn es sich bei jedem Land um einen spezifischen Fall handelt –, ist das Auseinanderbrechen des bisherigen Zusammenlebens zwischen Mehrheiten und Minderheiten. Dort war bis vor wenigen Jahren das Beieinandersein von verschiedenen Gemeinschaften kein Problem“, so Daccord.

Das Problem habe dann aber damit angefangen, dass die einzelnen Gemeinschaften voneinander getrennt wurden – eine gezielte politische Entscheidung mit fatalen Folgen. Das habe dazu geführt, dass vor allem auf die Minderheit Druck ausgeübt wurde. Speziell die Christen wurden deshalb zur Zielscheibe - nicht nur weil sie eine Minderheit sind, sondern auch weil sie als „geeignete Feindbilder“ und „Kollaborateure des Westens“ betrachtet wurden. 

„Unsere Aufgabe als Rotes Kreuz ist es, alle Konfliktparteien an ihre Verantwortung zu erinnern, und dass es immer darum geht, die Zivilbevölkerung sowie die Minderheiten zu schützen“, erläutert Daccord. Seiner Meinung nach ist die Lage im Jemen die derzeit dramatischte der Welt. Seit 2015 hat das Rote Kreuz mindestens 150 Angriffe auf Krankenhäuser festgestellt. „Da wundert es nicht, wenn wir es mit einem Land zu tun haben, das einen medizinischen Notstand erlebt und die ärztliche Versorgung nicht mehr gewährleisten kann. Dann kommt noch hinzu, dass wir dort einen Cholera-Ausbruch erleben.“

Und auch der Klimawandel sei im Nahen Osten und für die verfolgten Minderheiten ein Problem, so Daccord weiter. „Wir haben vergessen, dass Syrien bereits vor dem Krieg mit Umweltproblemen zu kämpfen hatte. So mussten viele Bauern ihre Äcker aufgeben, und das hat auch dazu geführt, dass eine große Fläche Land brach liegt. Die Erde geht dort kaputt. Das ist das Resultat der Landflucht.“

(rv 30.06.2017 mg)








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