2017-06-30 10:05:00

Dialog der Kontinente: „Lateinamerika muss Kräfte sammeln"


Europa und Lateinamerika, Italienisch und Spanisch – Papst Franziskus vereint zwei Kontinente, zwei Länder, zwei Sprachen: In eine italienischstämmige Familie in Argentinien geboren, bringt er beide Seiten in seiner Biographie mit.

So war der Termin an diesem Freitag Mittag ein wenig nach-Hause-kommen für ihn: Franziskus empfing Vertreter des italienisch-lateinamerikanischen Instituts in Rom. 1966 gegründet und nicht-kirchlichen Ursprungs, will das Institut durch Forschung und Wissensaustausch dabei helfen, Probleme zu identifizieren und zu lösen. Diesen selbst gestellten Auftrag griff der Papst in seiner Ansprache explizit auf.

Zunächst gehe es darum, die Fähigkeiten und Möglichkeiten zu erkennen. „Die Länder Lateinamerikas sind reich an Geschichte, Kultur, natürlichen Ressourcen“, so der Papst. „Die Menschen sind solidarisch. Aber trotz alledem hat die Wirtschaftskrise das Volk stark getroffen und eine Steigerung von Armut, Arbeitslosigkeit, sozialer Ungleichheit und auch der Ausbeutung unseres gemeinsamen Hauses mit sich gebracht.“ Es brauche hier eine sorgfältige Analyse, welche die Bedürfnisse der einzelnen Menschen in den Blick nehme, nur so könne man den weiterhin bestehenden Reichtum, den jeder Mensch und jedes Volk in sich trage, wertschätzen.

Sorgfältige Analysen

Als zweiten Punkt sprach der Papst die Koordinierung der Anstrengungen und Antworten auf Herausforderungen an. „Koordinieren bedeutet nicht, die anderen die Arbeit machen zu lassen und dann zuzustimmen, im Gegenteil, es bringt viel Arbeit mit sich. Es ist eine verborgene Arbeit, wenig angesehen, aber notwendig.“ Der Grund dafür liege in der immer komplexer werdenden Globalisierung, so Papst Franziskus. „Lateinamerika muss alle Kräfte sammeln, um dem Phänomen der Migration begegnen zu können. Vielen Gründen für die Migration hätte man schon längst begegnen können, aber es ist nie zu spät.“

Menschen auf dem Weg in ein besseres Leben oder auf der Flucht würden oft in ihren Rechten und ihrer Würde verletzt, Kinder und Jugendliche würden ausgebeutet oder gerieten in die Kriminalität. „Migration ist ein Drama der Trennung, die Regierungen trennen sich voneinander angesichts dieser Realität“, klagte der Papst. Es brauche stattdessen unbedingt eine gemeinsame Politik. „Es geht nicht darum, Schuldige zu finden und Verantwortung zu vermeiden, sondern darum, dass wir alle koordiniert und vereint uns diesem Problem stellen.“

Gemeinsam sich den Problemen stellen

Als dritten Punkt nannte der Papst den Einsatz für die „Kultur des Dialogs“. Er beklagte die Korruption in vielen Ländern; es brauche gerechtere Gesellschaften und eine „Kultur der Rechtsstaatlichkeit“. „Die Förderung des politischen Dialogs ist hierbei wesentlich - sowohl innerhalb eines Landes als auch zwischen den Ländern, als auch des Dialoges mit anderen Kontinenten, vor allem mit Europa.“ Diplomatie und Solidarität müssten in diesem Dialog zusammen kommen, um Frieden zu erreichen.

„Ich ermutige Sie alle, in Ihrem Einsatz für das Gemeinwohl fortzufahren“, schloss der Papst seine Ansprache, „um eine immer menschlichere und immer gerechtere Welt aufzubauen.“

(rv 30.06.2017 ord)








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