2017-06-28 11:16:00

Papst ruft zu gleichem Lohn für Frauen auf


Der Papst hat zu mehr Gerechtigkeit in der Arbeitswelt aufgerufen. In einer Rede vor Vertretern des italienischen Gewerkschaftsbund (CISL) im Vatikan forderte Franziskus an diesem Mittwoch eine Neuausrichtung des Gesellschaftsvertrages in der Arbeitswelt, gleiche Löhne für Frauen und entschiedenere Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

In seiner Ansprache an die italienischen Gewerkschaftler rief der Papst zur Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Leute auf und wandte sich gegen eine Verlängerung der Beschäftigung für ältere Menschen. Eine Gesellschaft, in der Alte „zu lange“ arbeiteten und „eine ganze Generation junger Leute“ nicht in den Arbeitsmarkt käme, sei „töricht und kurzsichtig“, kritisierte er. Firmen, die auf den Beitrag junger Arbeitnehmer verzichteten, fehlten „Energie“ und „Begeisterung“, „Innovation“ und „Lebenslust“, so Franziskus, der strukturelle Veränderungen im Bereich der Arbeit verlangte:

„Es ist also ein neuer menschlicher sozialer Pakt notwendig, ein neuer Gesellschaftsvertrag für die Arbeitswelt, der die Arbeitsstunden derjenigen reduziert, die im letzten Abschnitt ihrer Arbeitslaufbahn sind, um Arbeit für die Jüngeren zu schaffen, die das Recht und die Pflicht haben zu arbeiten.“

Mit Verweis auf Missstände wie die Jugendarbeitslosigkeit und die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt rief der Papst die Gewerkschaftler dazu auf, entschiedener gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit einzutreten:

„Denken wir an die 40 Prozent der jungen Leute unter 25 Jahren, die keine Arbeit haben – hier in Italien. Dort müsst ihr kämpfen! … Was ich sage, erscheint vielleicht überholt, doch in der Arbeitswelt ist die Frau immer noch zweite Klasse. Ihr könnt sagen: ,Aber nein, da gibt es doch diese Unternehmerin oder jene…‘ Ja, aber Frauen verdienen weniger und sind leichter auszubeuten.. Tut etwas dagegen!“

Gewerkschaften müssten in der Gesellschaft als „Wächter“ und Fürsprecher für Benachteiligte und Ausgeschlossene fungieren, so der Papst. Dabei dürften nicht nur Arbeitnehmer und Rentner im Fokus stehen, sondern gerade diejenigen, denen der Zugang zu einer menschenwürdigen Arbeit verwehrt bliebe: junge Leute, Migranten, Arme.

In Gesellschaften, wo allein der Markt diktiere, riskierten auch Gewerkschaften, von ihrem ursprünglichen Auftrag abzurücken oder sich korrumpieren zu lassen, warnte Franziskus. Der Papst nahm in seiner Rede an den italienischen Gewerkschaftsbund kein Blatt vor den Mund:

„In unseren fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften droht die Gewerkschaft ihre prophetische Natur zu verlieren und den Institutionen und Mächten zu ähnlich zu werden, die sie hingegen kritisieren müssten. Die Gewerkschaft ist so mit der Zeit der Politik, oder besser: den politischen Parteien, deren Sprache und deren Stil, allzu ähnlich geworden.“

Ohne eine „gute Gewerkschaft“ gebe es auch „keine gute Gesellschaft“, spitzte der Papst zu. In seiner Rede plädierte er weiter für gerechte Renten, einen sinnvollen Ausgleich von Arbeit und Freizeit und das Recht auf Krankschreibung bei ernster Beeinträchtigung. Auch wandte er sich erneut gegen Kinderarbeit.

(rv 28.06.2017 pr)








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