2017-06-24 10:57:00

Papst an Ordensleute: „Seid keine nostalgischen Menschen“


Die Kirche sollte nicht einer vermeintlich besseren Vergangenheit nachtrauern. Stattdessen sollte sie darauf vertrauen, dass Christus lebt und auch heute am Werk ist. Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag zu Ordensleuten im Vatikan. „Ich schlage euch Maria Magdalena, die Apostolin der Apostel, als Ikone vor: Sie suchte den toten Jesus und fand den Lebenden!", so der Papst. „Sich wehmütig an die Vergangenheit zu erinnern, die noch fruchtbar an geistlichen Berufungen und glorreich an Werken war, soll euch nicht daran hindern, das Leben wahrzunehmen, das der Herr jetzt rund um euch keimen lässt. Seid keine nostalgischen Menschen, sondern Menschen, die im Glauben an den Gott der Geschichte und des Lebens das Heraufdämmern des Morgens schon mitten in der Nacht ankündigen!“ Der Papst empfing an diesem Samstag das Generalkapitel der Kongregation der Resurrektionisten in Audienz.

Es gehe im Ordensleben darum, „mit auf den Herrn gerichtetem Blick das zu sehen, was die anderen nicht sehen, weil sie in den Sorgen dieser Welt stecken“, fuhr der Papst fort. Dann kam er wieder auf Maria Magdalena zu sprechen, die frühe Zeugin der Auferstehung Jesu, die er selbst 2016 liturgisch den Aposteln gleichgestellt hat. „Maria Magdalena und die anderen Frauen, die sich laut Lukasevangelium zum Grab Jesu begeben, sind Frauen im Aufbruch: Sie verlassen ihr Nest und machen sich auf den Weg. Sie riskieren etwas. Der Geist ruft auch euch dazu, Menschen unterwegs zu sein und an die menschlichen Peripherien zu gehen, wohin das Licht des Evangeliums gebracht werden muss. Er ruft euch, das Antlitz Gottes dort zu suchen, wo er ist: nicht in den Gräbern, sondern wo er lebt, also in den Gemeinschaften und in der Mission.“

Etwas riskieren

Franziskus rief dazu auf, Christus als den Lebenden zu verkünden. „Wenn die Auferstehung Christi unsere größte Gewissheit und unser wertvollster Schatz ist – wie können wir dann nicht loslaufen, um ihn anderen zu verkünden?“ Dazu gehöre, dass wir auch unsere Mitmenschen „nicht auf menschliche Weise“ beurteilen, sondern im Licht des Auferstandenen als unsere Geschwister sehen. „Der andere ist ein Geschenk, das nicht manipuliert oder verachtet werden darf. Ein Geschenk, das wir mit Respekt anzunehmen haben, denn in ihm – vor allem dem Schwachen und Verletzlichen – kommt mir Christus entgegegen.“

Eine „erste Form der Evangelisierung“ sei schon der geschwisterliche Umgang in der eigenen christlichen bzw. Ordensgemeinschaft. „Lasst es in einer Welt, die zur Nivellierung und Vermassung neigt, zu Ungerechtigkeit und Aggressivität, nicht am Zeugnis des geschwisterlichen Zusammenlebens in einer Gemeinschaft fehlen.“ Und noch einmal mahnte der Papst, man solle nicht zu nostalgisch auf die Vergangenheit zurückblicken. Zwar dürfe man „Dankbarkeit für die Vergangenheit“ empfinden... aber bitte keine „archäologische“ Dankbarkeit.

(rv 24.06.2017 sk)








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