2017-06-21 13:10:00

Uganda: Immer mehr Flüchtlinge im Norden


Was manche gerne vergessen: Nicht nur Europa und Nordamerika sind beliebte Ziele von Flüchtlingen. Das afrikanische Land Uganda beispielsweise steht nach Worten des für Flüchtlingsfragen zuständigen Ministers Musa Ecweru vor enormen Herausforderungen. Mittlerweile lebten in dem ostafrikanischen Land 1,2 Millionen Flüchtlinge, sagte Ecweru der „tageszeitung“ in ihrer Mittwochsausgabe. Schwierig sei beispielsweise die Lage an der Grenze zum Südsudan, von wo ein Großteil der Flüchtlinge stammt. Trotz vieler Probleme werde Uganda seine Grenzen weiterhin offen halten, betonte Ecweru. „Dass Europa jetzt seine Grenzen dichtmacht, halten wir für falsch, sehr falsch!“, sagt der Minister.

Ein Uganda-Kenner und kritischer Beobachter der Verhandlungen der EU mit afrikanischen Staaten ist Jesuitenpater Endashaw Debrework. Er ist Regionaldirektor des Jesuit Refugee Service in Ostafrika und derzeit in Berlin zu Besuch. Dorothee Haßkamp vom Jesuiten Flüchtlingsdienst in Deutschland hat den Pater zu seiner Tätigkeit in Uganda befragt:

„JRS ist in der Hauptstadt Kampala präsent sowie im Norden des Landes im Camp von Jumani. Die Bedürfnisse sind so groß, dass wir alleine gar nicht in der Lage sind zu helfen. Deshalb rufen wir die internationale Gemeinschaft auf, mitzuhelfen und zwar nicht nur uns, sondern allen Hilfsorganisationen beizustehen, die hier tätig sind. Besonders in Norduganda braucht es Unterstützung.“

Wie auch der Minister Ugandas für Flüchtlingsfragen berichtet, kämen jeden Tag Hunderte neuer Flüchtlinge in sein Land. Nach Syrien und Afghanistan ist das Land inzwischen einer der wichtigsten Brennpunkte der weltweiten Fluchtbewegungen. Jesuitenpater Debrework:

„Im Augenblick sind wir von JRS im Norden – und zwar in Jumani – sehr stark im Einsatz. Dort unterstützen wir Bildungsprojekte. Unsere Priorität ist die Erziehung von Kindern. Wir haben über 300 Jugendliche, die wir in der Oberstufe fördern. Wir dürfen nicht vergessen: unser Hauptziel als JRS ist es weltweit, den Zugang zu Bildungseinrichtungen zu fördern.“

Der Regionalleiter des Jesuit Refugee Service in Ostafrika ist für ähnliche Projekte auch in Äthiopien, Kenia, Sudan und Südsudan verantwortlich. In den Flüchtlingslagern werden Dienste von der Grundschule bis hin zu Zugang zu Online-Universitäten in Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Jesuiten-Hochschulen gefördert, um den jungen Vertriebenen eine Perspektive für ein selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen.

Unterdessen rief der Minister Ugandas Ecweru dazu auf, verstärkt in Krisendiplomatie zu investieren statt in neue Mauern und Zäune. Im Südsudan, im Kongo und in Burundi seien UN-Soldaten stationiert. „Wie kann es sein, dass diese Länder vor den Augen dieser Blauhelme einfach so in Gewalt versinken? Da läuft doch etwas schief, oder?“ Der Politiker nannte es schockierend, „dass auch die Deutschen jetzt wieder Mauern bauen in Afrika“ und fragte: „Hat die deutsche Geschichte mit der Berliner Mauer euch keinen Denkzettel verpasst?“

(kna/rv 21.06.2017 mg)

 








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