2017-06-21 13:32:00

D: „Antisemitismus hat in der Kirche nichts zu suchen“


Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hält trotz kritischer Stimmen an der Diakonweihe am Samstag fest. In einer persönlichen Erklärung an diesem Mittwoch legte Hanke seine Entscheidung dar, den Kandidaten zuzulassen, der in den vergangenen Tagen in den Medien wegen früherer rassistischer Äußerungen kritisiert wurde. Der Kandidat wurde 2013 aus dem Würzburger Priesterseminar verwiesen, nachdem ihm antisemitische Äußerungen angelastet wurden. Bischof Hanke erläutert, dass der Kandidat, der vor seiner Würzburger Zeit bereits zwei Jahre in Eichstätt studiert hatte, auch ein Praktikum absolviert hatte, um eine zweite Chance zu erbeten. Menschen können sich ändern, so Hanke:

„Antisemitismus und rechtsradikales Gedankengut haben in der katholischen Kirche nichts zu suchen. Deswegen haben die Verantwortlichen der Diözesen Bamberg und Würzburg, als diese Vorkommnisse im Priesterseminar Würzburg offenkundig wurden, konsequent dagegen reagiert. Wenn eine rechtsradikale oder gar neonazistische Grundhaltung da wäre, dann wäre das ein absoluter No-Go.“

Deshalb habe das Bistum seit drei Jahren Maßnahmen ergriffen. Dies seien individuelle Maßnahmen wie psychotherapeutische Aufarbeitung und eine Begleitung durch erfahrene Geistliche, sowie eine Befassung mit einschlägigen Themen wie Flucht und Migration. Der Kandidat habe auch seine private Wohnung einige Monate lang mit einem Flüchtling geteilt. Bei all dem habe er sich bewährt, so Hanke.

„Wir stellen in unserer Gesellschaft ein Anwachsen rechtsradikalen Gedankengutes fest, was ich zutiefst bedauere. Das hat auch mit einem mangelnden Geschichtsbewusstsein zu tun, das wir so nicht hinnehmen können und nicht hinnehmen dürfen. Allen Beteiligten war und ist klar – uns vom Bistum und auch ihm - dass wir uns mit einem Fehlverhalten nicht abfinden können. Aber zugleich muss es ein Anliegen der Kirche sein, dass Menschen sich verändern, sich wandeln. Die negativen Dinge dürfen doch nicht so bleiben, wie sie sind.“

Auch dürfe man eines nicht vergessen: die Kirche weihe „keine Heiligen“ zu Diakonen, Priestern und Bischöfen, „sondern Menschen, die durch das Sakrament in ihrem Menschsein, in ihrem Dienst für Gott und die Menschen wachsen und reifen und sich weiter entwickeln sollen“, so Hanke.

Eine korrekte Aufarbeitung brauche „ganz gewiss Gerechtigkeit, aber Veränderung beim Menschen bedarf auch der Barmherzigkeit. Erlebte Barmherzigkeit verändert am meisten!“ Deshalb hoffe und bitte Bischof Hanke um Respekt vor dem Weihekandidaten und seiner Familie.

Zuvor hatte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Diakonweihe kritisiert. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, dass er „in höchstem Maße irritiert“ sei.

(pm 21.06.2017 mg)








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