2017-06-20 11:09:00

Papst Franziskus betet am Grab zweier italienischer Pfarrer


Sie waren Pfarrer, keine Bischöfe. Beide setzten sich für arme Menschen auf dem Land ein, das machte sie schon zu Lebzeiten in Italien bekannt. Jetzt ehrt sie der Papst: Per Hubschrauber reist er an diesem Dienstag quer durch Italien, um an den Gräbern der zwei verstorbenen Geistlichen zu beten.

Es ist eine ungewöhnliche Papstreise: offiziell ein privater Ausflug, aber mit genau abgestimmten Stationen und vorbereiteten Reden, das macht die Sache dann doch etwas weniger privat. Franziskus ehrt zwei Pfarrer, und dazu setzt er sich von Rom aus in Bewegung.

Erste Station der Tour: Bozzolo, ein Ort in der Nähe von Cremona. Hier betete der Papst am Grab von Don Primo Mazzolari (1890-1959). Das war ein Pfarrer nach dem Herzen dieses Papstes: Er arbeitete an der Peripherie, setzte sich für die Armen ein, kam auf kreative Ideen, die ihn sogar in Konflikt mit seinen kirchlichen Vorgesetzten brachten. Seit ein paar Monaten läuft für ihn das Verfahren zu einer Seligsprechung.

„Die Pfarrer sind die Stärke der Kirche in Italien“

„Ich bin Pilger, hier in Bozzolo und dann in Barbiana – auf den Spuren zweier Pfarrer, die eine leuchtende – wenn auch für einige unbequeme – Spur hinterlassen haben in ihrem Dienst am Herrn und am Volk Gottes. Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass die Pfarrer die Stärke der Kirche in Italien sind, und ich wiederhole es hiermit. Wenn sie das Gesicht eines nicht-klerikalen Klerus sind, dann begründen sie ein wirkliches Lehramt der Pfarrer, das allen so gut tut.“

Sein Vorgänger Johannes XXIII. habe Don Mazzolari mal „die Trompete des Heiligen Geistes“ genannt, und tatsächlich sei der Verstorbene eine Art „Pfarrer Italiens“ gewesen, ein wirklicher „Prophet“. Franziskus würdigte auch Don Lorenzo Milani (1923-1967), den zweiten der Pfarrer, deren Gräbern sein Ausflug gilt. Von Norditalien flog der Papst weiter in den Ort Barbiana in der Toskana, um an Don Milanis Grab zu beten.

In seiner Ansprache noch in Bozzolo machte sich Franziskus drei Mahnungen aus den Schriften von Don Mazzolari zu eigen: Kein Laissez-faire, keinen Aktivismus, keine Flucht ins Religiöse.

Keine Türen schließen

„Die Straße des Laissez-faire – das ist die, bei der man am Fenster steht und rausguckt, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Man kritisiert nur, man hat ein ruhiges Gewissen, aber das alles hat nichts Christliches an sich, weil es sich raushält aus allem. Es fehlt ein konstruktives Herangehen an die Lösung der Probleme.“

Nein zum Aktivismus, zweitens. „Da gründet man katholische Institutionen – Banken, Kooperativen, Gruppen, Gewerkschaften, Schulen. So wird der Glaube geschäftig, aber das kann dazu führen, dass sich eine elitenhafte christliche Gemeinschaft bildet. Man fördert seine eigenen Interessen, mit katholischem Etikett. Und ohne es zu wollen, baut man Barrieren, die sich als unüberbrückbar herausstellen können, wenn die Fragen des Glaubens auftauchen. Man neigt dazu, das Trennende herauszustellen und nicht das, was eint. Das ist eine Methode, die das Evangelisieren erschwert, Türen verschließt und Misstrauen schürt.“

Und drittens: Nein zur Flucht ins Religiöse. „Man flüchtet ins Religiöse, um die Schwierigkeiten und Enttäuschungen, auf die man stößt, zu umgehen. Man zieht sich aus der Welt, dem wahren Feld des Apostolats, zurück, um lieber fromm zu sein. Daraus ergibt sich dann ein flaches, liebloses Apostolat... Das Drama liegt an dieser Distanz zwischen dem Glauben und dem Leben, zwischen der Kontemplation und der Aktion.“

Den Armen das Wort geben

Gegen Mittag ging’s dann in Barbiana weiter, auf den Spuren von Don Milani. Hier setzte Franziskus einen anderen Akzent: Das Wirken Don Milanis mache vor, wie man den Armen und Vergessenen wirksam zu ihrem Recht verhelfe. „Man muss ihnen das Wort zurück geben – ohne das Wort gibt es für sie keine Würde, keine Freiheit und keine Gerechtigkeit. Es ist das Wort, das den Weg zu vollen staatsbürgerlichen Rechten in der Gesellschaft freimacht und zur vollen Zugehörigkeit zur Kirche.“

Das gelte auch heute, so Franziskus. Wenn man für die Menschen das Recht auf Brot, auf Arbeit, auf Familie fordere, dürfe man nicht vergessen, ihnen auch selbst das Wort zu geben.

Wie gesagt: Es war ein ganz privater Ausflug des Papstes.

(rv 20.06.2017 sk)








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