2017-06-15 10:27:00

Kanadas Umweltministerin lobt Klima-Haltung des Vatikans


Tritt der Vatikan einer internationalen Allianz von Trump-Gegnern bei? Die Frage ist falsch gestellt. Dem Heiligen Stuhl liegt an gutem Auskommen mit allen Seiten. Mit dem neuen US-Präsidenten, der Ende Mai beim Papst in Audienz war. Und mit den Vertretern anderer westlicher Staaten, die Trump zunehmend skeptischer sehen.

Beispiel: Kanada. Auch der kanadische Premier Justin Trudeau war unlängst bei Franziskus, kurz nach Donald Trump. Und in diesen Tagen hat die kanadische Umweltministerin Catherine McKenna Gespräche im Vatikan geführt – u.a. über die Aufnahme von Flüchtlingen und über den Kampf gegen Klimawandel. In beiden Punkten liegt der Vatikan deutlich näher an der kanadischen als an der US-Position.

„Es war für mich eine unglaubliche Erfahrung, die starke Haltung des Vatikans und des Papstes bei Themen zu erleben, die für die Kanadier wichtig sind, also Umwelt und Klimawandel, aber auch Migranten, Flüchtlinge und nachhaltige Entwicklung. Ich denke, das Ergebnis meines Besuchs wird eine engere Zusammenarbeit Kanadas mit dem Vatikan in Bereichen sein, die unserer Regierung sehr wichtig sind.“

Die Ministerin lobt im Gespräch mit uns die Enzyklika Laudato si’, mit der Papst Franziskus 2015 zum Engagement für die Schöpfung eingeladen hat. Der Text war zeitgleich zu den Verhandlungen um ein Pariser Klima-Abkommen erschienen.

„Ich finde, die leadership des Papstes in Sachen Umweltschutz und Klimawandel war außerordentlich. Er hat dabei mitgeholfen, soviele Menschen wie möglich für die Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu sensibilisieren. Unser Planet ist ein einziger, deshalb müssen wir zusammenarbeiten. Der Papst hat die einzigartige Möglichkeit, die Katholiken weltweit in dieses Engagement hineinzuziehen. Ich bin davon überzeugt, dass das Handeln eines jeden Einzelnen Auswirkungen für den Planeten haben kann. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Hilfe für die Armen. Denn die Menschen, die in den weniger entwickelten Ländern leben, haben jetzt schon mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen.“

So sieht man das auch im Vatikan – nicht erst seit Franziskus. Schon der heilige Johannes Paul II. und nach ihm der deutsche Papst Benedikt XVI. riefen dazu auf, sowohl für Ökologie als auch für eine „Ökologie des Menschen“ einzutreten. Benedikt tat dies im September 2011 bei seiner Rede im Deutschen Bundestag.

Es gibt – darauf weist auch Franziskus immer wieder hin – einen Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Armut. „Ich bin damit vollkommen einverstanden“, sagt die Ministerin, die bei der Generalaudienz am Mittwoch auch kurz mit dem Papst gesprochen hat. „Leider sind es gerade die Menschen, die sich am wenigsten schützen können, welche von Überschwemmungen, von Waldbränden, Dürre und auch vom Abschmelzen des arktischen Eises, wenn wir jetzt mal speziell auf Kanada schauen, besonders betroffen sind. Wir haben in Kanada erlebt, wie einschneidend die Folgen des Klimawandels für unsere Eingeborenen sind, vor allem im Norden. Einsatz gegen den Klimawandel braucht unbedingt auch eine gute Sozialpolitik: Die Menschen müssen in die Lage versetzt werden, sich besser gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen.“

Catherine McKenna hat vor ein paar Tagen in der norditalienischen Stadt Bologna an einem G-7-Gipfel der Umweltminister teilgenommen. Dabei ging es natürlich darum, den Schaden zu begrenzen, den das Ausscheren der USA aus den Klima-Vereinbarungen von Paris angerichtet hat.

„Trotz der Haltung der US-Regierung, die ausgesprochen unangemessen war, sind alle anderen weiter an Bord! Es hat mich sehr ermutigt, dass nicht nur die anderen Mitgliedstaaten der G-7 an ihrem Kampf gegen den Klimawandel festhalten, sondern auch einzelne Bundesstaaten, Städte und Unternehmen der USA, die davon überzeugt sind, dass das jetzt unsere letzte Chance ist. Ich habe drei Kinder, und die Frage ist doch: Welche Zukunft wollen wir für sie?“

(rv 15.06.2017 sk)








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