2017-06-13 13:16:00

Philippinen: „Das Drogenproblem ist ein soziales Problem“


Erschießungskommandos gegen Drogendealer, Kriegsrecht auf Mindanao und die Drohung, die Todesstrafe wieder einzuführen: Aus den Philippinen kommen in dieser Zeit keine guten Nachrichten. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der deutschen Bischöfe, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, war vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu machen.

RV: Herr Erzbischof, Sie haben auf den Philippinen mit der Leitung der Kirche wie auch mit Ehrenamtlichen und Gläubigen gesprochen. Wie sehen die Katholiken und die Christen dort die Lage?

Erzbischof Schick: Vor allem sieht man überall, dass die Christen und vor allem die Katholiken anpacken bei den Problemen des Landes. Ich nenne nur einige: da ist der Klimawandel, der das Land stark betrifft mit Hurrikans und Tsunamis. Dann ist da die soziale Lage, viele Menschen, die auf dem Land leben, kommen in die Stadt und vergrößern dadurch die Slums und die sozialen Spannungen. Ein Problem ist auch die Migration, zehn Prozent der Philippinos sind ins Ausland ausgewandert. Und dann ist da natürlich das Problem der Drogen und das des Terrorismus. Die Christen arbeiten und setzen sich mit allem dafür ein, dass ihr Land ein friedliches Land wird.

RV: Stichwort ‚Krieg gegen Drogen’, was ja auch bei uns Schlagzeilen macht. Es gibt – liest man – in der Bevölkerung immer noch erstaunlich viel Rückhalt für die Politik von Präsident Duterte, Morde an Drogenhändlern mindestens ungestraft zu lassen. Was sagt da die Kirche heute dazu?

Schick: Die Aktion des Präsidenten, dass damit die Drogen im Land minimiert und das Drogenproblem überwunden werden sollen, da sind sich, soweit ich gehört habe, alle einig. Es ist die Frage, wie man dieses Problem löst. Das Drogenproblem ist ein soziales Problem und es braucht Bildung für die Jugend, es braucht Arbeitsplätze für die Jugendlichen, sie brauchen Zukunftsperspektiven. Dadurch wird das Drogenproblem gelöst und nicht durch Maßnahmen, die kurzfristig sind und nicht an die Wurzeln gehen.

RV: Gibt es denn Widerstand aus der Kirche gegen diese Politk?

Schick: Die Kirche hat sich gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen, auch dagegen, dass das Alter der Strafmündigkeit herabgesetzt wird. Sie hat sich klar auch dagegen gestellt, dass Drogendealer und Drogenabhängige am Gesetz vorbei verfolgt und getötet werden. Die Bischöfe setzen sich für die Rechtsstaatlichkeit ein, das gehört zur christlichen Soziallehre.

RV: Den Terrorismus haben Sie bereits angesprochen, der ist ja vor allem ein Problem auf den südlichen Inseln des Landes. Eine Reaktion darauf war die Einführung des Kriegsrechts, eine andere ist der Friedensprozess, in dem auch die Kirche engagiert ist. Hat das kirchliche Engagement da Wirkung?

Schick: Der Präsident hat das Kriegsrecht eingeführt, weil es terroristische Auswüchse gibt, bei denen auch Kirchen angegriffen und Menschen ermordet werden. Die Kirche sagt, dass das Kriegsrecht zunächst einmal eine Möglichkeit ist, die verfeindeten Gruppen auseinander zu bringen. Aber wichtig ist, dass es Verständigung zwischen den Gruppen gibt und da tun die Kirchen sehr viel. Das hat keinen kurzfristigen Erfolg, aber langfristig ist das die einzige Möglichkeit, den Frieden herzustellen.

(rv 13.06.2017 ord)








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