2017-06-09 13:37:00

Franziskus: „Räume öffnen für wirksamere Präsenz von Frauen“


Worte eines offensichtlichen katholischen Feministen: Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft, regional wie international, mehr zum Zug kommen zu lassen. Er brach indirekt eine Lanze für Frauenquoten und merkte an, eine wachsende Präsenz von Frauen wäre auch in der Kirche ein „heilsamer Prozess“. Franziskus äußerte sich am Freitag vor den Angehörigen des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, die dieser Tage bei ihrer Vollversammlung in Rom über Frauen und Friedenserziehung reden.

Der Papst gliederte seine Rede in drei Punkte: die Rolle der Frau wertschätzen, zur Geschwisterlichkeit erziehen, Dialog führen. In der heutigen komplexen Gesellschaft, setzte Franziskus an, brauche es „mehr Anerkennung der Fähigkeit der Frau, zur universellen Geschwisterlichkeit zu erziehen“. Wenn die Frauen die Chance haben, ihre Gaben voll in die ganze Gemeinschaft einzubringen, „dann verändert sich die Gangart, in der die Gesellschaft sich selbst versteht und organisiert, zum Positiven“, so der Papst. „Es ist also ein heilsamer Prozess: die wachsende Präsenz der Frauen im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben, national und international, sowie auch im kirchlichen Leben. Frauen haben ein volles Recht darauf, sich aktiv in allen Bereichen einzubringen, und dieses ihr Recht muss auch über rechtliche Mittel bestätigt und geschützt werden, wo dies nötig ist.“ Damit meinte Franziskus offenbar Frauenquoten, wie sie Regierungen verschiedener Ländern für bestimmte Bereiche der Öffentlichkeit eingeführt haben. Und er fuhr fort: „Es geht darum, die Räume zu öffnen für eine wirksamere weibliche Präsenz.“ Viele Frauen brächten ihre Begabungen und Kompetenzen „mitunter mit heroischem Mut“ ein.

Gerade als Erzieherinnen haben Frauen nach den Worten von Franziskus eine besondere Berufung, die in der Gesellschaft dann „neue Formen der Aufnahme und der gegenseitigen Wertschätzung“ entstehen lässt. Im Bereich der Bildung im weitesten Sinn sei der Beitrag der Frauen „unschätzbar groß“. Durch ihre „Nähe zum Geheimnis des Lebens“ könnten sie viel dafür tun, einen Geist der Geschwisterlichkeit zu fördern, auch indem sie die Überzeugung weitertragen, „dass die Liebe die einzige Kraft ist, die die Welt für alle bewohnbarer macht“, so Franziskus.

Besonders würdigte der Papst die Rolle von Frauen als Friedensstifterinnen in kulturell schwierigen Situationen, etwa in Ländern, in denen dringend Dialog zwischen den Religionen geboten ist. Frauen seien da „oft mehr als Männer“ mit dem „Dialog des Lebens“ befasst, erklärte Franziskus, „und so tragen sie bei zu einem besseren Verständnis der typischen Herausforderungen einer multikulturellen Realität“. Damit nicht genug: „Die Frauen können sich auch mit vollem Recht in den Austausch religiöser Erfahrungen und in den theologischen Austausch einbringen. Viele Frauen sind gut vorbereitet, an Treffen zum interreligiösen Dialog auf den höchsten Ebenen teilzunehmen, und zwar nicht nur auf katholischer Seite. Das heißt, der Beitrag der Frauen darf nicht auf ,weibliche Themen´ beschränkt werden oder auf Treffen, an denen ausschließlich Frauen teilnehmen. Dialog ist ein Weg, den Frau und Mann gemeinsam zurücklegen müssen. Es ist heute nötiger als je, dass die Frauen anwesend sind.“

(rv 09.06.2017 gs)








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