2017-06-07 12:15:00

Papst: „Wir können gottlos sein, aber Gott nicht menschlos“


Dass Christen Gott „Vater“ nennen, ist die große Revolution des Christentums. Das hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch gesagt. In seiner Katechesenreihe über die christliche Hoffnung sprach er diesmal über das wichtigste Gebet des Christen, das Vaterunser.  Das ganze Geheimnis der christlichen Gebets laufe an diesem Punkt zusammen, führte der Papst aus: „den Mut haben, Gott mit dem Namen des Vaters anzusprechen“. Das bestätige auch der Liturgie: „wagen wir zu sprechen“, heißt es an der Stelle, an der sie die Gläubigen zum Gebet des Vaterunser einlädt.

Diese vertrauensvolle Beziehung zu Gott „wie ein Kind, das sich an seinen Papa wendet“, ist nach den Worten des Papstes „die große Revolution, die das Christentum ins religiöse Bewusstsein des Menschen bringt“. Das Geheimnis Gottes, „das uns fasziniert und zugleich dafür sorgt, dass wir uns klein fühlen, und dennoch erdrückt und ängstigt es uns nicht“.

Gott kann nichts als das Verb „lieben" deklinieren

Und Franziskus verdeutlichte dieses Gottesbild mit Verweis auf sein Lieblingsgleichnis aus der Schrift: die Erzählung vom barmherzigen Vater, im Deutschen bekannter als Parabel „vom verlorenen Sohn“ (Lk, 15,11-32). Ein Vater sei das, „der den Sohn nicht bestraft für seine Arroganz“, der ihm sein Erbe auszahlt und ihn weggehen lässt. „Gott ist Vater, sagt Jesus, aber nicht auf menschliche Art, denn es gibt in dieser Welt keinen Vater, der sich wie der Protagonist aus dieser Parabel verhalten würde. Gott ist Vater auf seine Weise: gut, wehrlos gegenüber dem freien Urteil des Menschen, einzig dazu fähig, das Verb „lieben“ zu deklinieren.“

Gott ist Vater sogar dann, wenn wir meinen, ohne ihn auszukommen, fuhr Franziskus fort. „Wir können fern stehen, feindselig, uns als „Mensch ohne Gott“ bezeichnen“, so der Papst, aber andersherum sei das nicht so, im Gegenteil: „Das Evangelium von Jesus Christus zeigt uns, dass Gott nicht ohne uns sein kann: Er wird niemals ein „Gott ohne Mensch“ sein. Er ist es, der nicht ohne uns auskommt, und das ist ein großes Geheimnis! Wenn wir Hilfe brauchen, sagt uns Jesus nicht, wir sollen uns abfinden und in uns selbst einschließen, sondern wir sollen uns an den Vater wenden und ihn mit Vertrauen um Hilfe bitten.“ 

Papst bittet Christen, Juden und Muslime um Gebet für den Frieden im Nahen Osten

Nach der Audienz sprach der Papst eine besondere Einladung aus: Christen, Juden und Muslime sollen gemeinsam für den Frieden im Nahen Osten beten. Vor Zehntausenden Pilgern und Besuchern würdigte Franziskus in diesem Zug die Initiative „eine Minute für den Frieden“, die am Donnerstag um 13 Uhr in vielen Ländern neuerlich stattfindet: ein kurzer Augenblick des Gebets in Erinnerung an das Friedensgebet, zu dem Franziskus im Juni 2014 die Präsidenten Israels und Palästinas in die vatikanischen Gärten eingeladen hatte. „In unserer Zeit brauchen wir es alle, Christen, Juden und Muslime: das Gebet für den Frieden“, so der Papst.

(rv 07.06.2017 gs)








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