2017-06-06 12:42:00

Muslime in Großbritannien: Abscheu über Terrorakte


Britische Muslime stehen dem erneuten Attentat auf unschuldige Passanten mit Abscheu gegenüber – warnen aber vor überstürzten und emotionalen Reaktionen auf die Vorfälle. Am Samstagabend hatten drei Attentäter einen Van auf den Fußweg der London Bridge gesteuert und zahlreiche Menschen umgefahren, anschließend stiegen sie aus und stachen auf Passanten ein. Sieben Tote und rund 50 Verletzte, darunter auch zwei Deutsche, das ist das Resümee der jüngsten Attacke, die mittlerweile zweifelsfrei dem islamistisch motivierten Terror zugerechnet werden kann. Britische Imame reagierten nun mit der Ankündigung, den Attentätern das muslimische Totengebet um Vergebung der Sünden und Eintritt ins Paradies verweigern zu wollen, berichtet die Süddeutsche Zeitung an diesem Dienstag. Um 12 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wurde in sämtlichen Regierungsgebäuden des Königreichs eine Schweigeminute für die Opfer gehalten.

Muslimische Führungspersönlichkeiten in Großbritannien hatten die Tat, die nur zwei Wochen nach der grausamen Anschlag auf größtenteils jugendliche Konzertbesucher in Manchester passierte, zeitnah verurteilt; zahlreiche Muslime kamen am Tatort zusammen, um ihrer Solidarität mit den Opfern Ausdruck zu verleihen. Scheich Ibrahim Mogra ist der Vizevorsitzende des Britian’s Christian Muslim Forum. Er betonte im Interview mit Radio Vatikan, dass seine Gemeinschaft mit allen Teilen der britischen Gesellschaft zusammenarbeite, um Extremismus zu bekämpfen und die demokratischen Werte des Landes zu bewahren.

Abscheu über die grausamen Taten

Es werde ihm „übel und er sei am Boden zerstört darüber, dass einige Muslime im heiligen Monat des Ramadan, wenn alle anderen Muslime in ganz Großbritannien in die Moscheen strömen und beten“, solch einen schlimmen Angriff auf unschuldige Menschen ausüben könnten, so Scheich Mogra. Er sei „dem allmächtigen Gott“ dankbar dafür, dass alle Glaubensgemeinschaften eng zusammen stünden, wie dies bereits bei den voran gegangenen Attentaten der Fall gewesen sei. Er habe viele konfessions- und religionsübergreifende Beileidsbekundungen, darunter auch von jüdischen und katholischen Vertretern, erhalten. Es sei wichtig, so der Scheich, sich nicht durch die Taten von einzelnen Individuen spalten zu lassen, denn „das ist genau das, was sie wollen, uns zu trennen und Zwietracht zwischen den einzelnen Glaubensgemeinschaften zu säen. Und wenn wir uns gegeneinander stellen, dann gewinnen die Terroristen.“

Muslime bei der Lösung des Problems nicht allein lassen

Die britische Premierministerin Theresa May hatte in ihrem jüngsten Statement zu den Anschlägen ein Vier-Punkte-Programm angekündigt, mit dem sie den islamistisch motivierten Terrorismus bekämpfen und die ihm zugrunde liegende Ideologie „ausrotten“ wolle. In diesem Zusammenhang warnte der Scheich vor „Kurzschlussreaktionen“. Vielmehr müssten die Taten analysiert und „mit der Hilfe von und in Zusammenarbeit mit allen Glaubensgemeinschaften ein Plan erstellt werden, der wirksam zur Ausrottung dieser Plage des Terrorismus sein“ könne. Britische Muslime, so fügte er an, stünden voll und ganz hinter den allgemeinen und universalen Werten, die die Premierministerin in ihrer Rede genannt habe. Auch zahlreiche Umfragen unter den muslimischen Bürger zeigten, dass muslimische Bürger „integriert sind und sich voll und ganz als Briten fühlen“. Es sei wichtig, anzuerkennen, dass der Islam eine Religion sei, „die diese Grausamkeiten verurteilt“. Die muslimische Gemeinschaft dürfe bei der Lösung dieses Problems nicht allein gelassen werden, so sein Appell.

(rv 06.06.2017 cs)








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