2017-06-06 08:33:00

Krise in Venezuela: Bischöfe wollen mit dem Papst sprechen


Papst Franziskus wird an diesem Donnerstag die Spitzen der Bischofskonferenz Venezuelas empfangen. Das teilte der Pressesprecher des Vatikan an diesem Dienstag mit. Schon öfters hatte der Papst seiner Sorge über die Situation im Land Ausdruck verliehen, bei einem Mittagsgebet Anfang April auf dem Petersplatz etwa hatte er eine Verhandlungslösung für die schwere humanitäre, soziale, politische und ökonomische Krise, welche das Volk „auslaugt“, verlangt. Papst Franziskus richtete den Appell an die Regierung des Landes und alle Teile der Gesellschaft: „alle weitere Ausübung von Gewalt soll vermieden werden, die Menschenrechte geachtet werden“. Die Nachrichten über immer schwerwiegender werdende Auseinandersetzungen rissen nicht ab, es gebe zahlreiche Tote und Verwundete. Der Papst reagierte mit diesem Appell auf die zum Teil gewalttätigen Proteste, die seit Anfang April das Land erschüttern.

Immer wieder wird aus dem Land von schweren politischen Konflikten berichtet, die Machthaber erst um den verstorbenen Hugo Chavez und jetzt unter dessen Nachfolger Nicolas Maduro stehen dabei gegen die alten Eliten des Landes. Die Bevölkerung leidet trotz des Ölreichtums des Landes unter Lebensmittelknappheit, oft kommt es in letzter Zeit zu Gewalt und Verhaftungen.

Bischöfe stehen gegen die Regierung

Die Bischofskonferenz des Landes habe um die Begegnung mit dem Papst gebeten, lautet die Erklärung aus dem Vatikan. Anders als der Papst, der selber in Erzbischof Claudio Maria Celli Vermittlungsbemühungen gestartet hatte, sprechen die Bischöfe des Landes mittlerweile davon, dass die aktuelle Regierung ein „totalitäres marxistisches Regime” errichten wolle. Kardinal Jorge Urosa Savino, Erzbischof der Hauptstadt Caracas, warnte in einem Interview mit Radio Vatikan bereits im Mai vor Verfassungsbrüchen.

Venezuela erlebe derzeit eine humanitäre Krise nie gesehenen Ausmaßes, fuhr der Kardinal im Interview damals fort. Die Kirche sehe es als ihre Aufgabe, in dieser Situation nicht nur das Wort Gottes zu verkünden, sondern auch auf die Missachtung der Menschen- und Bürgerrechte sowie der politischen Rechte hinzuweisen, zeigte sich der Kardinal kämpferisch. Von einem demokratischen Staat könne man jedenfalls schon lange nicht mehr sprechen: „Man kann nicht von einer demokratischen Regierung sprechen, denn die Regierung und das Hohe Gericht haben die Arbeit des Parlaments, der Nationalversammlung, blockiert. Das heißt, eine Nation ohne ihr Parlament, also die Repräsentanten des Volkes, die die Regierung kontrollieren und Gesetze erlassen, das deutet auf ein totalitäres Regime hin. Deshalb ist unsere Situation alles andere als gut…”.

Erst vor wenigen Tagen klagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Landes, der Erzbischof von Comaná, Diego Rafael Padrón Sánchez, Venezuela befinde sich „im freien Fall“. Die Bevölkerung „spürt die Dekadenz einer Regierung, die nicht regiert, die weniger Geld hat und weder genügend Güter importiert noch produziert“, fügte Padrón hinzu. Die Freiheit der Menschen werde „jeden Tag ein Stückchen mehr beschnitten“.

(rv 06.06.2017 ord)








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