2017-06-02 13:03:00

D: Bartholomaios kritisiert orthodoxe Fundamentalisten


Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hat das Konzept der Menschenrechte gegen Kritik aus fundamentalistischen orthodoxen Kreisen verteidigt. Menschenrechte seien „kein Menschenwerk“, sondern ein „Geschenk Gottes“, betonte der Ökumenische Patriarch am Donnerstag in Berlin bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ein Grundbegriff der orthodoxen Lehre vom Menschen sei der der Person; von dort aus ergäben sich Anknüpfungspunkte für die aus der Aufklärung stammenden Begriffe Freiheit und Autonomie.

Der historische Schritt der Bejahung der ausformulierten Menschenrechte war in der katholischen Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil erfolgt, und die Orthodoxie zog beim Panorthodoxen Konzil von Kreta im Juni 2016 nach. Allerdings wurde das Konzil von mehreren Patriarchaten – darunter Moskau, Sofia und Tiflis – sabotiert.

Bartholomaios I. wandte sich in Berlin gegen die auch von manchen nichtchristlichen Religionen vorgebrachten Thesen, die Menschenrechte seien an die westliche Kultur gebunden und Ausdruck des westlichen Imperialismus. Auch wenn es von kirchlicher Seite zunächst „Animositäten“ gegen die Menschenrechtserklärungen gegeben habe, wurzelten sie doch tief in der christlichen Kultur, die auch in die humanistischen Bewegungen ausgestrahlt habe.

Zugleich betonte der Patriarch, unabhängig von ihrer Entstehung sei es wichtig, dass die Menschenrechte von verschiedenen Kulturen und Völkern in den lebendigen Zusammenhang ihrer eigenen Tradition integriert würden. Jedenfalls sei es inakzeptabel, wenn Religionen die Menschenrechte unterminierten statt zu ihrer Stärkung beizutragen. Letzteres sei umso wichtiger, als die Menschenrechte keine „sichere Realität“ seien, sondern der Einsatz für sie eine bleibende Aufgabe sei.

Wahrhaft globale Engagement

Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, würdigte in einem Grußwort „das wahrhaft globale Engagement“ des Patriarchen im ökumenischen und interreligiösen Dialog. Zugleich erklärte er die „uneingeschränkte Solidarität“ der Berliner Katholiken mit den um ihres Glaubens willen verfolgten Christen vor allem im Nahen Osten. Im Anschluss an die Adenauerstiftungs-Veranstaltung hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Patriarchen von Konstantinopel zu einem gut einstündigen Gespräch empfangen. Bei der Unterregung mit dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie im Berliner Schloss Bellevue habe sich Steinmeier vor allem über die Lage der Flüchtlinge und der orthodoxen Kirche in der Türkei informiert, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur KNA aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

(kap 02.06.2017 mg)








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