2017-05-28 11:10:00

Ägypten: „Islam kann nur erneuert, nicht reformiert werden“


Der Großscheich der islamischen Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmad al-Tayyeb, hält zwar das „islamische Denken“ für reformierbar, aber nicht den Islam. „Dieser Unterschied gilt auch für die anderen Religionen“, sagte al-Tayyeb im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunk, das am Sonntag ausgestrahlt wird. Man könne mit Blick auf den Islam von „Erneuerung“, aber nicht von einer „Reform“ sprechen.

„Ich will niemanden ermutigen zu sagen, dass ein religiöser Text verwerflich ist und ignoriert oder weggestrichen werden soll“, sagte der Großscheich. „Das widerspräche der Hochachtung vor dem Wert des religiösen Textes, der vom Himmel herabgesandt wurde, um das Leben des Menschen bis zum Ableben des letzten Menschen auf dieser Erde rechtzuleiten.“

Er sagte zudem: „Aber den religiösen Diskurs sollen wir reformieren und erneuern. Die religiösen Gelehrten müssen die Realität verstehen und den religiösen Text kennen, um die Realität zu heilen.“ Es seien „kriminelle Abweichler“, die man reformieren solle, „und nicht die religiösen Texte“.

Unterstützung für Islam-Institut möglich

Ahmad al-Tayyeb hat eine mögliche Unterstützung des geplanten Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität (HU) in Berlin in Aussicht gestellt.

Auf die Frage, ob es eine Zusammenarbeit zwischen der Kairoer Hochschule und dem künftigen Institut an der HU geben werde, sagte al-Tayyeb: „Ja, das wünsche ich mir. Jedoch hat Al-Azhar nicht darüber zu entscheiden, sondern die deutsche Universität.“ Wenn diese sich dafür entscheiden sollte, „dann wird Al-Azhar diese Zusammenarbeit uneingeschränkt unterstützen und fördern“. Die Al-Azhar-Universität gilt als renommierteste Lehrstätte des sunnitischen Islam.

Das Institut soll mit fünf Professuren im Wintersemester 2018/19 den Lehrbetrieb aufnehmen. Die Absolventen der Bachelor- und Master- Studiengänge sollen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung erhalten, die sie zu einem Einsatz als Imame oder Religionslehrer qualifiziert. Mit dem neuen Institut wird Berlin der sechste universitäre Standort in Deutschland, an dem islamisch-theologische Studien angeboten werden.

(kap/kna 28.05.2017 cs)








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