2017-05-27 14:00:00

Ägypten: Zwischen Wut und Gebet


Nach dem neuerlichen Massaker an Kopten in Ägypten – diesmal in Minya – schwankt die christliche Minderheit „zwischen Wut und Gebet“. Das berichtet die Nachrichtenagentur asianews. Immer mehr Christen werfen der Regierung vor, sie nicht genug vor islamistischen Angreifern zu schützen. „Unser Innenminister rennt herbei, um sich vor den Leichen der Opfer zu verbeugen“, sagt der ägyptische Jesuit William Sidhom. „Stattdessen sollte er mal mehr tun, um die Bürger am Leben zu erhalten.“

Der frühere Minister Mounir Fakhry Abdel-Nour nennt Muslime, die Kopten „Gotteslästerung“ vorwerfen, „Komplizen“ der Mörder. Man dürfe islamistischen Führrern nicht länger erlauben, religiöse Edikte zu verfassen. Muslime und Christen stehen nach asianews-Angaben Schlange, um für die Opfer des Anschlags Blut zu spenden.

Der Sprecher der koptischen Katholiken in Ägypten vermutet, dass die Islamisten mit dem Anschlag auf Präsident Abdel Fattah al-Sisi zielen. Sisi habe sich in einer Rede in Saudi-Arabien „sehr offen gegen Fanatismus und Radikalismus ausgesprochen“, sagte Pater Rafic Greiche zur Vatikan-Nachrichtenagentur fides. Darauf hätten die Mörder offenbar antworten wollen. Außerdem gehe es ihnen wohl darum, „die ägyptische Bevölkerung zu spalten und Hass zwischen Christen und Muslimen zu säen“. Das sei ihnen aber „bisher nicht geglückt“.

Langfristig geht es den Terroristen nach Ansicht von Pater Greiche darum, „die Christen aus Ägypten zu verjagen“. Das sei ihnen zumindest teilweise schon im Irak, in Syrien und im Sudan gelungen. „Jetzt versuchen sie es in Ägypten, wo es die größte christliche Gemeinschaft des Nahen Ostens und die größte islamische Gemeinschaft der arabischen Welt gibt“.

(asianews/fides 27.05.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.