2017-05-27 14:10:00

Papst an Jugend: „Seid keine Touristen des Lebens!“


Horizont und Mut: Diese beiden Seefahrer-Tugenden brauchen Jugendlichen heute im Meer einer Kultur der Einsamkeit und der Leere. Papst Franziskus hat in der alten Hafenstadt Genua junge Männer und Frauen dazu eingeladen, sich von Jesus herausfordern zu lassen. So wie die großen Seeleute à la Christoph Kolumbus, der seinerzeit von Genua aus zu seiner vermeintlichen Weltumseglung aufbrach und dabei auf Amerika stieß, brauche es das Herz eines Seefahrers, um heute ein guter, missionarischer Christ zu sein, ein Christ, der auf den Horizont zufährt. „Seid aufmerksam“, sagte der Papst den Jugendlichen, „auch auf das, was euch die Medien verkaufen. Schluckt nicht einfach alles, was sie euch auf dem Teller servieren.“

Ohne Liebe richte ich nichts aus

Die wichtigste Sache beim Hinausgehen sei freilich die Liebe. „Wir können nichts ausrichten ohne die Liebe“, antwortete der Papst auf die Frage, wie man die Frohe Botschaft zu Menschen in schwierigen Lebenslagen bringen könne. Teil dieser Liebe sei die Berührung und der Verzicht auf harte Urteile. „Ich frage die Leute im Beichtstuhl: Gibst du Almosen? Ja. Und ich frage weiter: Berührst du, wenn du das Almosen gibst, die Hand des Obdachlosen? Da wissen viele schon nicht mehr, was sie sagen sollen. Und schaust du ihm in die Augen? - Lieben: Die Fähigkeit, die schmutzige Hand anzufassen und in die Augen zu schauen. Und zu denken: Für mich bist du Jesus. Das ist der Beginn der Mission. Wenn du aber denkst, ich gehe raus und erkläre diesen Dummköpfen, was Religion ist, dann ist es besser, du bleibst zu Hause und betest den Rosenkranz!“ 

Weg mit den Adjektiven – die Leute haben Namen

Und Franziskus mahnte die Jugendlichen, das dauernde Beurteilen der anderen sein zu lassen. „Die Leute tragen Namen, keine Adjektive. Wir oft in unserer Gesellschaft werden Leute verachtet und mit Adjektiven benannt: Das ist ein Säufer, dem geb ich nichts. Nie Adjektive auf die Leute kleben! Das kann nur Gott. Nur Gott urteilt. Das tut er am Ende. Mit jedem von uns: Du, komm zu mir, und du, weg von mir. Wir aber, wir dürfen nicht urteilen. Ich gehe in die Mission, um Liebe zu bringen.“

Insofern reinige Mission auch „von dem Gedanken, es gebe eine Kirche der Reinen und eine Kirche der Schmutzigen. Wir alle sind Sünder. Alle Kinder Gottes, und alle Sünder. Mission betrifft uns alle, sie verwandelt uns den Blick.“

„Seid keine Touristen des Lebens“

Der Papst bat die Jugendlichen auch um eine aktive Haltung: Sie sollten keine „Touristen des Lebens“ sein, sondern ernsthaft und selbstkritisch ihr Engagement verfolgen. Und er riet ihnen, sich immer zu fragen: Ist das normal? „Ist das normal, dass das Mittelmeer ein Friedhof wird? Italien ist so großzügig. Viele Länder schließen die Türen vor diesen Leuten, die vor Hunger und Krieg davonlaufen und ein wenig Sicherheit suchen – ist das normal? Wenn es nicht normal ist, muss ich mich einbringen, damit das nicht geschieht! Dazu braucht es Mut. Ist es normal, dass es angesichts des Leidens der anderen unsere Haltung ist, die Tür zu schließen? Wenn du nicht den Mut hast, dich einzubringen, dann sei still. Senk den Blick. Und bitte den Herrn um Mut.“

(rv 27.05.2017 gs)








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