2017-05-26 14:19:00

Ägypten: Mindestens 26 Christen bei Anschlag auf Bus getötet


Bei einem Anschlag auf einen Bus voller koptischer Christen sind nahe der ägyptischen Stadt Minya mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Darunter sollen auch Kinder seien, heißt es von den Sicherheitsbehörden des Landes. 25 Menschen wurden verletzt. Der Anschlag fand unmittelbar vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan statt. 

Wie der Sprecher des Innenministeriums von Ägypten mitteilte, haben unbekannte Bewaffnete den Bus angegriffen. Die 55 Kopten in dem Bus sollen auf dem Weg zum Kloster Sankt Samuel knapp 220 Kilometer der Hauptstadt Kairo unterwegs gewesen sein. Augenzeugen berichteten den Sicherheitskräften zufolge von bis zu zehn vermummten Angreifern. Bisher hat sich keine terroristische Organisation zu dem erneuten Anschlag auf die religiöse Minderheit bekannt.

Der Großimam der Kairoer al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, erklärte auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin: „Kein Ägypter sympathisiert mit solchen Taten, kein Christ, kein Muslim". Den Terroristen gehe es darum, die Stabilität in Ägypten zu erschüttern. Er hatte dort bei einer Veranstaltung mit Bundesinnenminister Thomas de Maiziere  über das Thema „Toleranz und friedliches Zusammenleben“ debattiert, als ihn die Nachricht erreichte. Al-Tayyeb bat zum Abschluss alle Anwesenden um eine Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags.

Der Nuntius des Papstes in Ägypten, Erzbischof Bruno Muso, sprach von einem „feigen Anschlag“. Der Akt richte sich „gegen die Christen, gegen die Kirche und gegen alle Ägypter“, sagte der Nuntius dem italienischen Pressedienst sir.

Ein Vertreter des koptisch-katholischen Patriarchats äußerte den Verdacht, das Attentat erfolge mit Absicht vor dem christlichen Pfingstfest und vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan. „Jetzt kehrt die Angst zurück - und mit ihr auch wieder die fest verschlossenen Kirchen“, so der Sekretär des Patriarchats, Hani Bakhoum Kiroulos, zu sir.

„Diese nicht enden wollende Gewalt gegen die christliche Minderheit macht fassungslos; sie muss mit allen legitimen Mitteln gestoppt werden“, erklärte Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz und Präsident der EU-Bischofskommission COMECE am Freitag in Bonn. Marx sprach allen koptischen Christen und Papst Tawadros II., dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, sein tief empfundenes Mitgefühl aus.

Im Dezember 2016 und im April 2017 waren bei Terroranschlägen auf drei koptische Kirchen in Kairo, Alexandria und Tanta insgesamt 75 Menschen getötet worden. Papst Franziskus hatte Ende April Kairo besucht und bei einem großen Dialogforum zum Frieden gesprochen, das die al-Azhar-Universität ausgerichtet hatte.

(ap/reuters 26.05.2017 fr) 








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