2017-05-23 13:57:00

Patriarch Bartholomaios I. auf Deutschlandbesuch


Patriarch Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Christen, besucht von Montag an mehrere Städte in Deutschland, darunter Tübingen und Berlin. Eingeladen haben ihn der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung.

Im Zuge der fünftägigen Reise erhält Bartholomaios I. die Ehrendoktorwürde der Uni Tübingen und nimmt dort an einer Tagung teil. In Berlin ist dem Vernehmen nach am Donnerstag, 1. Juni, eine Begegnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplant. Pläne zur Teilnahme des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel am Kirchentag ließen sich zeitlich nicht umsetzen.

Nach Stuttgart kommt Bartholomaios I. am Montag. Dort sind eine Begegnung mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Stiftskirche geplant. Am Dienstag erhält der Patriarch die Ehrendoktorwürde. Damit soll sein Engagement für den Dialog der Religionen sowie für Umweltschutz, Frieden und Freiheit gewürdigt werden.

Ebenfalls am Dienstag sowie am Mittwoch findet die wissenschaftliche Tagung statt. Dabei geht es um Freiheit aus christlicher Sicht. Die Veranstaltung will unter dem Arbeitstitel „Tübingen zwei“ an die ersten Kontakte zwischen den Kirchen der Reformation und der orthodoxen Kirche erinnern, die die Tübinger Theologen Martin Crusius und Jakob Andreae 1573 durch ihren Briefwechsel mit dem Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. aufgenommen hatten.

Am Mittwoch fliegt Bartholomaios I. nach Berlin, wo er am Donnerstag auf Einladung der Adenauer-Stiftung über Menschenrechte und Orthodoxie sprechen will. Am Freitag kehrt er nach Istanbul zurück.

Verhältnis schwierig

Die wissenschaftliche Tagung orthodoxer und protestantischer Theologen in Tübingen zählt nach allgemeiner Auffassung zu den bemerkenswertesten Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Denn das Verhältnis der Orthodoxie zu den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gehört zu den schwierigeren Themen der Ökumene, was sich etwa beim vorübergehenden Abbruch der Kontakte zwischen dem Moskauer Patriarchat und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2009 zeigte. Anlass dafür war die Wahl der damaligen Hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden.

Aber nicht nur die Russen sind schwierige Partner: Wenn antiökumenische Kreise, die es in den meisten der 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen gibt, bereits die katholische Kirche nicht als Kirche sehen, so gilt dies aus ihrer Sicht erst recht für die evangelischen Kirchen. Beim orthodoxen Konzil auf Kreta im Juni 2016 war das ein Hauptstreitpunkt. Aber auch für offenere orthodoxe Christen ist die Reformation ein Ereignis, das die Westkirche betrifft und für sie selbst keine besondere Rolle spielt.

Schon 2014 hatte der damalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider Bartholomaios I. eingeladen. Sein Nachfolger Heinrich Bedford-Strohm, einer von 15 „Beobachtern“ beim Konzil auf Kreta, machte bei einer Visite in Istanbul die Sache perfekt. Für die EKD sei es „eine besondere Ehre“, wenn das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche nach Wittenberg und Tübingen komme, so der Ratsvorsitzende. Die EKD kann dabei an ihren bilateralen theologischen Dialog mit dem Patriarchat seit 1969 anknüpfen.

Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD), Metropolit Augoustinos, erinnerte in einem Brief an Bedford-Strohm, dass bereits Patriarch Jeremias vor mehr als 400 Jahren das „Hauptanliegen der Reformation, wie etwa die Rechtfertigungslehre“ nicht „als mit der orthodoxen Theologie und Glaubenslehre kompatibel“ sehen konnte, aber den „Wunsch nach brüderlichen Beziehungen und Kontakten“ geäußert habe. Augoustinos hob weiters hervor, die orthodoxen Christen in Deutschland und ihre Bischöfe hätten „dankbar zur Kenntnis genommen, dass es bei dem Jubiläum nicht um die Glorifizierung Martin Luthers oder anderer Gestalten der Reformationszeit gehen soll“, sondern um ein Christusfest.

In seiner Antwort bekräftigte Bedford-Strohm die Verbundenheit der Protestanten mit der orthodoxen Kirche. Dieser Briefwechsel steckt den Rahmen für die Begegnungen in Tübingen ab, in dessen Rahmen Bartholomaios I. ausgezeichnet werden soll.

Pläne für eine Teilnahme des griechisch-orthodoxen Patriarchen am Evangelischen Kirchentag in Berlin oder ein Besuch in Wittenberg ließen sich, wie es hieß, „aus Zeitgründen“ nicht umsetzen. Allerdings hätten sie auch kaum das richtige Setting für einen Besuch des Patriarchen geboten. Beim Kirchentag ist aber - anders als noch in Stuttgart 2015 - die orthodoxe Kirche diesmal wieder vertreten.

Politisch wird der zweite Teil der Reise: In Berlin ist dem Vernehmen nach am Donnerstag eine Begegnung des Patriarchen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplant. Am Nachmittag will Bartholomaios I. auf Einladung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung über „Orthodoxie und Menschenrechte“ sprechen. 

(kap 23.05.2017 cs)








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