2017-05-23 13:21:00

Morgenmesse: „Der böse Geist will eine Kirche ohne Risiko“


Papst Franziskus hat bei seiner Morgenmesse in Santa Marta an den Märtyrer-Seligen Oscar Arnulfo Romero erinnert. Der Erzbischof von San Salvador, der am Altar erschossen wurde, sei vielen unbequem gewesen. Franziskus präsentierte Romero als Beispiel für viele Menschen in der Kirche, die leiden müssen, weil sie ein „lauwarmes“, zur Weltlichkeit neigendes Christentum kritisieren.

„Ich erinnere mich an mein Land, an die vielen, vielen Männer und Frauen, gute Priester und Ordensfrauen, keine Ideologen, und sie sagten: Nein, die Kirche von Jesus ist folgendermaßen – und sie wurden als Kommunisten bezeichnet und fortgejagt, ja verfolgt. Denken wir an den seligen Romero und was geschah, weil er die Wahrheit sagte. Und so viele andere Beispiele, auch hier in Europa. Warum? Weil der böse Geist lieber eine Kirche ohne Risiken hat, eine Kirche der Geschäfte, eine bequeme Kirche, eine lauwarme Kirche.“

Die Lesung des Tages aus der Apostelgeschichte (16, 22-34) erzählt eine tollkühne Begebenheit der frühen Kirche: Paulus und Silas geraten in Philippi in Gefahr, sie werden eingekerkert und gefoltert, der Gefängniswärter legt sie ihn Eisen. In der Nacht kommt ein Erdbeben, das ihre Fußfesseln zerstört und die Kerkertüren aufspringen lässt. Daraufhin will sich der Wärter das Leben nehmen, weil er sich schuldig fühlt am vermeintlichen Entkommen seiner Häftlinge. Da ruft Paulus laut: „Tu dir nichts an! Wir sind alle noch da.“ Daraufhin bekehrt sich der Wärter. Er nimmt die Gefangenen mit nach Hause, wäscht ihre Wunden und lässt sich mit allen seinen Angehörigen taufen; und er „war mit seinem ganzen Haus voll Freude, weil er zum Glauben an Gott gekommen war“, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Abgesehen von der narrativen Stärke dieser Erzählung: Was hat sie mit uns heute zu tun? Franziskus legt aus:

 „Das ist der Weg unserer täglichen Umkehr: Übergehen von einem Status des weltlichen Lebens, ein ruhiges Leben ohne Risiken, katholisch ja sicher, aber irgendwie lau, zu einem Lebensstatus der wahren Verkündigung von Jesus Christus. Übergehen von einer Religiosität, die zu sehr auf Gewinne achtet, hin zum Glauben und zur Verkündigung: Jesus ist der Herr.“

Und Franziskus lädt dazu ein, das 16. Kapitel der Apostelgeschichte zu lesen, um zu sehen, wie der Herr mit seinen Märtyrern die Kirche vorangehen lässt.

„Eine Kirche ohne Märtyrer schafft Misstrauen. Eine Kirche, die nichts riskiert, schafft Misstrauen. Eine Kirche, die Angst hat, Jesus Christus zu verkünden und die Dämonen auszutreiben, die Idole, den anderen Herrn, der das Geld ist, ist nicht die Kirche Jesu. Im Gebet haben wir um die Gnade gebeten und dem Herrn gedankt für die erneuerte Jugend, die uns Jesus gibt. Die Kirche von Philippi wurde erneuert und wurde eine junge Kirche. Wir alle mögen das erfahren: eine erneuerte Jugend, eine Umkehr der lauen Lebensart, hin zur freudigen Verkündigung: Jesus ist der Herr.“

(rv 23.05.2017 gs)








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