2017-05-22 10:31:00

Pfarreibesuch: Absage an Zwietracht und Geschwätz


Der Papst hat erneut zu Eintracht aufgerufen und vor innerkirchlicher Zwietracht gewarnt. Christen sollten „die Sprache der Zärtlichkeit und des Respekts“ sprechen, unterstrich Franziskus am Sonntagnachmittag bei einem Pfarreibesuch im Süden Roms. In seiner Predigt in der Gemeinde San Pier Damiani rief er zur Gewissenserforschung auf.

„Ist unser Verhalten als Christen zärtlich oder zornig? Ist es bitter? Es ist so hässlich, jene Menschen zu sehen, die sich Christen nennen, doch voll von Bitterkeit sind… Mit Zärtlichkeit. Die Sprache des Heiligen Geistes ist süß, und die Kirche nennt ihn den ,zärtlichen Gast der Seele‘, denn er ist zärtlich und gibt Zärtlichkeit. Und Respekt. Er respektiert immer die anderen.“

Eifersucht und Konkurrenzdenken, Schwätzen über andere und Rufmord – all diese Verfehlungen entfernten Suchende von der Kirche, warnte er weiter. Er knüpfte damit an einen Gedanken an, den er einige Stunden zuvor beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz formuliert hatte.

„Wir sind es, die diese Menschen (von der Kirche, Anm.) entfernen. Wir lassen nicht zu, dass das Wirken des Heiligen Geistes, nämlich die Menschen anzuziehen, weitergeht … Das ist die häufigste Sünde unserer christlichen Gemeinschaften.“

Persönlicher wurde es bei einer Begegnung mit Kindern im Sportzentrum der Gemeinde. Franziskus beantwortete Fragen und unterhielt die Kleinen mit so mancher Anekdote aus seiner eigenen Kindheit. So gab der Papst vor einem kleinen Fußballfan zu, warum er als Kicker damals ins Tor verbannt wurde:

Das harte Bein

„Weißt du, ich war nicht besonders gut in Fußball. Bei uns (in Argentinien, Anm.) nennt man das ,pata dura‘, das harte Bein. Verstanden? Ich war so ein ,Hartbein‘, und deshalb stand ich für gewöhnlich im Tor, um mich nicht zu bewegen. Das war meine Position…“

Auch eine andere Geschichte erzählte der Papst. Bei dieser dürften die anwesenden Eltern ihren Kindern die Ohren zugehalten haben:

„Einmal haben wir Kinder zu Hause einen Fallschirmspringer-Wettbewerb gemacht. Ihr werdet das lustig finden, aber bitte, macht das nicht nach! Wir haben also einen Regenschirm genommen, sind auf den Balkon gegangen, und einer meiner Geschwister ist zuerst runtergesprungen. Er hat nur knapp überlebt! Das sind wohl gefährliche Spiele…“

Auf die Frage, wie Kinder Gutes tun könnten, empfahl der Papst seinen kleinen Zuhörern das Gebet und den Respekt vor anderen Menschen. Zudem könnten auch das Hausaufgabenmachen und Freude beim Spielen Jesus dabei unter die Arme greifen, „die Welt zu retten“, so Franziskus, der den Spieß umdrehte und die Kinder mit provokanten Fragen bei Laune hielt.

Darf ich die Mafia anrufen?

Papst: „Darf ich die Mafia anrufen, damit sie was unternimmt? Darf man einen Pakt mit der Mafia schließen?“

Kinder: „Nein!“

Papst: „Nein! Doch auch diejenigen, die Schlechtes tun, müssen respektiert werden…“

Ein weiterer Programmpunkt des Pfarreibesuches war eine Begegnung mit Bedürftigen bei der lokalen Caritas. Dank einer Initiative der Gemeinde können dort fünfzig arme Familien regelmäßig mit frisch zubereitetem Essen versorgt werden. Immer mehr Arbeitslose, Kinder und verarmte Geschiedene, die ihre Familien kaum ernähren könnten, seien in den letzten Jahren unter den Gästen, berichtete der Pfarrer der Gemeinde San Pier Damiani dem Papst. Um den Essensdienst anbieten zu können, habe er sich über bürokratische Auflagen hinweggesetzt, beichtete er: „Ich habe das illegal gemacht.“ Der Papst würdigte in seiner Ansprache den Einsatz des Gemeindepfarrers, in dem Hilfszentrum eine Küche einzurichten.

„Bürokratische Hürden werden normalerweise ja mit Schmiergeld genommen. Aber in eurem Fall ist das ein guter Weg, ein guter Weg… Die Armen sind der Schatz unserer Kirche, und die Kirche, die Priester, Bischöfe, der Papst müssen sich um diejenigen kümmern, die die Gesellschaft aussortiert.“

Nach der Begegnung beim Gemeindezentrum nahm der Papst einigen Gemeindemitgliedern die Beichte ab.

Es war der 15. Besuch des Papstes in einer Pfarrei seiner Diözese. Papst Paul VI. hatte die Gemeinde im Jahr 1972 besucht. Anlass war damals der 900. Todestag des heiligen Pier Damiani (1006-1072), nach dem die Pfarrei benannt ist. Johannes Paul II. war 1988 zu Besuch.

(rv 22.05.2017 pr)








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