2017-05-22 17:49:00

Papst Franziskus berät mit Italienischer Bischofskonferenz


„Es ist nicht leicht, mit diesem Papst zu arbeiten!“ Wer das sagt, ist mitnichten ein namenloser Kurienmitarbeiter, der mit dem Kurs des amtierenden Papstes unzufrieden ist - sondern Papst Franziskus selbst. Mit dieser selbstironischen Bemerkung begrüßte er nämlich die italienischen Bischöfe, die am Montagnachmittag zu ihrer 70. Vollversammlung zusammen getreten sind. Noch bis Donnerstag wird die Conferenza Episcopale Italiana (CEI), die größte Bischofskonferenz Europas, in der vatikanischen Synodenaula tagen; zum Auftakt ihrer Versammlung stellte Papst Franziskus sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Fragen der Bischöfe.

Offener Dialog

„Meine Idee“, so der Papst, „ist ein ehrlicher Dialog mit euch, in dem man die Fragen klar und ohne Angst stellt.“ Er wolle, so der Papst weiter, den vorbereiteten Redetext lieber für ein späteres Studium austeilen lassen, um sich in einer offenen Diskussion auch unangenehmen Fragen der Bischöfe zu stellen. „Denn wenn man den Dialog nicht zulässt, dann sät man Gerede, und das ist schlimmer,“ sagte er, bevor er mit einem scherzhaften „Extra omnes“ die anwesenden Journalisten und Mitarbeiter der Bischöfe aufforderte, die Synodenaula zu verlassen, auf dass er hinter verschlossenen Türen mit den Mitgliedern der Bischofskonferenz konferieren könne. 

Neuer Vorsitzender wird aus Dreierliste ernannt

Intensive Arbeit liegt in den kommenden Tagen vor den Mitgliedern der CEI: Es soll nicht nur um aktuelle Themen wie das Kirche-Staat-Verhältnis in Italien, landesweite Initiativen und – mit Blick auf die kommende Weltbischofssynode im Vatikan – insbesondere um junge Menschen gehen. Denn während ihrer Sitzungen sollen die Bischöfe auf Wunsch des Papstes auch eine Liste mit drei Namen erstellen, aus denen Franziskus dann den neuen Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz auswählen will. Dieser Wahlmodus ist neu: Der derzeit amtierende Präsident der CEI, Kardinal Angelo Bagnasco von Genua, wurde noch nach dem bislang geltenden System der exklusiv päpstlichen Nominierung durch Papst Benedikt XVI. im März 2007 ausgewählt – und nach Ablauf seiner Amtszeit im Jahr 2012 nochmals für fünf Jahre bestätigt. Im März 2017, nach Ablauf seiner zweiten Amtsperiode, hat Papst Franziskus ihn ad interim, bis zur Bestimmung seines Nachfolgers während der aktuell tagenden Vollversammlung, im Amt bestätigt.

Synodaler Charakter mit neuem Ernennungsmodus bestärkt

Es war der Wunsch von Papst Franziskus, dass die italienischen Bischöfe, wie die anderen Bischofskonferenzen weltweit auch, ihren Präsidenten selbst bestimmen. Doch die CEI wollte an ihrer besonderen Beziehung mit dem Bischof von Rom festhalten, der Kompromiss ist nun die Dreierliste, aus der der Papst einen neuen Vorsitzenden auswählen soll. Allerdings bleibt der Papst, wie der Vatikan bei Bekanntgabe des neuen Wahlmodus betonte, nach wie vor frei in seiner Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten, den ihm die Bischöfe vorschlagen wollen – sollte er keinen der Kandidaten als passend erachten, kann er wie gehabt eine eigene Ernennung vornehmen.

Die sieben Sendschreiben der Offenbarung

In seinem vorbereiteten Redetext, den der Papst den Bischöfen aushändigen ließ, rief er die Mitglieder von Europas größter Bischofskonferenz dazu auf, Mut für neue Schritte zu haben und auf dem synodalen Weg weiter zu gehen. Das Ziel ihrer Anstrengungen müsse eine Erneuerung der Pastoral für die heutige Zeit sein. Papst Franziskus formulierte seine Überlegungen mit Verweis auf die sieben Sendschreiben aus der Apokalypse. In diesem Zusammenhang warnte er die Bischöfe davor, karriereorientiert und selbstreferentiell zu sein. Vielmehr sei es nötig, den Herrn in den „vielen erniedrigten Geschwistern“ zu erkennen. Einsatz für Arme, Blick für das Gemeinwohl und Offenheit in der Begegnung mit anderen Kulturen waren weitere Tätigkeitsfelder, die der Papst den Bischöfen ins Stammbuch schrieb.

Dank für den scheidenden Vorsitzenden

Dem scheidenden Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, dankte er für seinen 10-jährigen Einsatz, „auch unter persönlichen Opfern“. Der Erzbischof von Genua ist nach wie vor Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE. Die Ernennung eines neuen Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz wird für Dienstag oder Mittwoch erwartet.

(rv 22.05.2017 cs)








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