2017-05-19 14:10:00

Papstpredigt: Wahre Lehre eint, Ideologie teilt


Die wahre Lehre vereint, Ideologie teilt – das hat der Papst an diesem Freitag in seiner Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta unterstrichen. Anhand des „ersten Konzils“ der christlichen Urgemeinde ermutigte der Papst dazu, auf das „Lehramt der Konzilien“ zu vertrauen, sofern es durch den Heiligen Geist geläutert sei.

Beim Jerusalemer Apostelkonzil um das Jahr 49 hatten die Apostel der Urgemeinde über die Heidenmission entschieden, den Umgang mit neuen Christen nichtjüdischer Herkunft. Sollten sich diese erst beschneiden lassen müssen, um Christen werden zu können? – war die Frage. Auch in der ersten Christengemeinde gab es „Eifersüchteleien“, „Machtkämpfe“ und Zwietracht, schickte der Papst vorweg, auf die Darstellung des Konzils in der Apostelgeschichte eingehend. „Wir sind menschlich, wir sind Sünder“ und auch in der Kirche gebe es Probleme.

Die Versammlung hatte sich letztlich darauf geeinigt, dass eine Beschneidung nicht nötig sein sollte – doch bis sie dahingelangte, gab es zunächst einmal Streit: Stimmen wurden laut, die für die Praktik plädierten. Diskutiert hätten sie alle, doch es gab zwei Gruppen, so der Papst: diejenigen mit „gutem Geist“ und jene, die nur Chaos verursachen wollten, so der Papst: „Die Gruppe der Apostel, die das Problem diskutieren wollten, und die anderen, die hingehen und Probleme machen, die teilen, die die Kirche teilen und sagen, dass das, was die Apostel predigen, nicht das ist, was Jesus sagte, dass dies nicht die Wahrheit sei.“

Nach einigem Hin und Herr hatte die Versammlung letztlich für die Heidenmission entschieden – ohne eine notwendige Beschneidung, doch allerdings unter einigen Auflagen für die neuen Christen. Der Papst geht auf diese Forderungen ein, die damals Jakobus formulierte:

„Es war keine politische Einigung, es ist die Inspiration des Heiligen Geistes, der sie dazu bringt zu sagen: keine Bedingungen. Allein diese: esst kein Götzenopferfleisch in dieser Zeit, denn das wäre ein Einswerden mit den Götzen, enthaltet euch des Blutes, der Tiere, die durch Ersticken umkamen, und der Unzucht.“

Das Jerusalemer Apostelkonzil sei im Grunde das „erste Konzil“ der Kirche gewesen, hielt Franziskus fest: „der Heilige Geist und sie, der Papst mit den Bischöfen, alle zusammen“, vereint, „um die Glaubenslehre zu klären“ - wie später in Ephesus oder beim Zweiten Vatikanischen Konzil.

„Die Lehre zu klären“, „gut“ zu verstehen, „was Jesus im Evangelium gesagt hat und was der Geist des Evangeliums ist“, sei eine „Pflicht der Kirche“, fuhr der Papst fort. Die müsse jedoch konstruktiv geschehen, mahnte er. Und er kam nochmals auf die Störenfriede zu sprechen, die die Versammlung störten:

„Es waren immer diese Leute, die ohne jeden Auftrag die christliche Gemeinschaft mit Reden störten, die die Seelen aufwühlten: ,Nein, das was du gesagt hast, ist häretisch, das kann man nicht sagen, die kirchliche Lehre ist diese…‘ Und sie sind besessen von Dingen, die nicht klar sind - wie diese Fanatiker, die dorthin gingen und Zwietracht säten, um die Christengemeinde zu spalten. Das ist das Problem: wenn die Doktrin der Kirche, die vom Evangelium kommt, die vom Heiligen Geist inspiriert ist, weil Jesus sagte: ,Er wird uns lehren und euch erinnern lassen, was ich euch lehrte‘ – wenn diese Lehre zur Ideologie wird! Das ist der große Irrtum dieser Menschen...“

Keine Gläubigen, sondern Ideologen seien diese Personen gewesen, hielt er fest. Sie hätten eine Ideologie vertreten, „die ihr Herz gegenüber dem Werk des Heiligen Geistes verschloss“. Die Apostel hingegen hätten wohl sicher heftig diskutiert, seien aber nicht ideologisiert gewesen: „Sie hatten ein offenes Herz gegenüber dem, was der Geist sagte“, so der Papst.

Abschließend gab der Papst seinen Zuhörern noch einen Ratschlag mit auf den Weg: Angesichts der „Meinungen der Ideologen der Doktrin“ sollten sie sich nicht erschrecken. Und nochmals machte er auf den gemeinsamen Weg der Entscheidung aufmerksam, der im Christentum vorgesehen ist: Die Kirche habe „ihr eigenes Lehramt, das Lehramt des Papstes, der Bischofe, der Konzilien“, formulierte der Papst. Auf diesem Weg der „Predigt Jesu“ sowie „der Lehre und des Beistandes des Heiligen Geistes“ gelte es voranzugehen: Dieser Weg sei „immer offen, immer frei“, denn – anders als die Ideologie – vereinten die wahre Lehre und die Konzilien.

(rv 19.05.2017 pr)








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