2017-05-15 10:12:00

AfD im Landtag? Kirchen wollen „mit allen sprechen“


Erdbeben in Nordrhein-Westfalen: Die CDU hat die Wahl im bisherigen SPD-Stammland gewonnen, der wahrscheinlich nächste Ministerpräsident ist Armin Laschet, früher – ganz früher – übrigens Chefredakteur der Aachener Kirchenzeitung. Es liegt aber bestimmt nicht nur an diesen katholischen „Connections“, dass sich Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros in NRW, über das Wahlergebnis freut.

„Das bedeutet, dass wir an die konstruktive Beziehung, die wir bislang zu den Parteien hatten, anknüpfen können. Wir hatten bei der SPD und den Grünen eine ganze Reihe von Leuten, die gut für unsere Themen ansprechbar waren und mit denen wir ein gutes und vertrauensvolles Arbeitsverhältnis hatten. Aber nichtsdestotrotz haben wir auch bei der CDU und auch bei der FPD viele Leute, mit denen wir auch gut zusammenarbeiten können. Darum sehen wir dem Regierungswechsel gelassen entgegen.“

„Ein großes Fest der Demokratie“

Hamers ist auch sehr zufrieden mit der hohen Wahlbeteiligung: „Absolut, jede Landtagswahl oder überhaupt jede Wahl ist ein großes Fest der Demokratie, da sollen möglichst viele dran teilnehmen. Die NRW-Bischöfe haben vor zwei Wochen ja auch dazu aufgerufen, sich an der Wahl zu beteiligen. Das sei im besten Sinne Christenpflicht, in dieser Weise Verantwortung wahrzunehmen und von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Insofern finde ich das höchst erfreulich, dass so viele Menschen zur Wahl gegangen sind, weil es zeigt, wie viele Menschen sich mit der Demokratie, mit dem Rechtstaat und mit unserem Land identifizieren. Es ist zugleich auch ein wichtiges Indiz dafür, dass durchaus die Arbeit derjenigen, die hier politische Verantwortung übernommen haben, wertgeschätzt wird.“

Erstmals hat es auch die AfD in den Düsseldorfer Landtag geschafft. Kein Alarmsignal, findet Hamers. „Zunächst mal habe ich immer gesagt, dass ich mit allen sprechen werde und für alle ansprechbar bin - als Vertreter der Bischöfe im Landtag und bei der Landesregierung. Also insofern werde ich auch mit den Populisten am rechten wie am linken Rand sprechen beziehungsweise für Gespräche zur Verfügung stehen, soweit die gewünscht sind. Dass das nicht unbedingt unsere Lieblingspartner sein werden, davon ist auszugehen, ich lasse mich aber auch gerne überraschen.“

„Spaltung würde unserem Land nicht gut tun“

Unisono reagiert Manfred Rekowski, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, auf die Resultate vom Sonntagabend. Auch zur AfD äußert er sich abgewogen. „Es ist nicht meine Aufgabe, Wählerinnen und Wähler zu kritisieren. Circa 7,5 Prozent der Wähler haben die AfD gewählt. Nun muss sich zeigen, ob sich die Partei weiterhin als eine Protestbewegung versteht, oder ob sie sich konstruktiv in die Politik einmischen wird. Problematisch wäre allerdings, wenn in der AfD weiterhin die Stimmen den Ton angeben, denen es nicht um den Zusammenhalt, sondern um die Spaltung der Gesellschaft geht. Das, finde ich, würde unserem Land nicht gut tun.“

(domradio 15.05.2017 sk)








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