2017-05-14 15:45:00

Burundi: Erzbischof hofft auf Ende der Krise in seinem Land


Der burundische Erzbischof Simon Ntamwana sieht Signale, dass sich die dramatische politische und soziale Krise in seinem ostafrikanischen Heimatland verbessern könnte. „Ich habe Hoffnung, dass die Krise zu Ende gehen kann“, sagte der 70-jährige Diözesanbischof von Gitega bei einem von der steirischen Caritas organisierten Hintergrundgespräch im Rahmen seines aktuellen Besuchs in Graz. Dies müsse in erster Linie aus dem Land heraus geschehen, betonte er. „Wir wissen, dass auch andere Völker einen ähnlichen Weg gegangen sind.“ Zentral sei die Versöhnung der verschiedenen Gruppen im Land. Die burundische Regierung, der er kritisch gegenübersteht, sieht der Erzbischof in der Verantwortung „Leadership mit beiden Händen“ anzunehmen.

„Die Menschen wünschen sich Frieden, und sie werden einen Weg dorthin finden“, zeigte sich Ntamwana zuversichtlich. Die Zivilgesellschaft könne in dem seit Jahrzehnten von Krisen und Diktatur geprägten Land jedoch nicht frei agieren und müsse „eine größere Reife“ entwickeln. Die wirtschaftlich schwierige Lage sieht der Erzbischof als Folge der Konflikte im Land. Burundi habe viele Ressourcen, es brauche aber Versöhnung und Stabilität. 90 Prozent der Brunder sind katholisch. „Als Hirte ist mein Ziel, das Gute eines Volkes zu ermöglichen, das so viel in letzten Jahren gelitten hat. Ein Volk, das aber auch Hoffnung hat, sein Schicksal zu verändern und verbessern zu können“, sagte der Erzbischof.

Ntamwana ist der Diözese Graz-Seckau eng verbunden, seitdem er in den späten 1960er-Jahren in der steirischen Landeshauptstadt Deutsch gelernt und nach der Priesterweihe auch seine Primiz gefeiert hat. Über diese Verbindung unterstützt die Caritas Steiermark seit Jahren Projekte in Burundi, unter anderem Landwirtschaftsprojekte und Kinderheime.

Burundi gehört laut UNO zu den ärmsten Ländern der Welt. Von den elf Millionen Einwohnern leben drei Viertel unter der Armutsgrenze. Knapp jeder zweite Burunder ist jünger als 15. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sind 700.000 Kinder Waisen, weil sie durch Krieg, Krankheit oder Flucht ohne Eltern sind oder diese nicht ausreichend für sie sorgen können.

Ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi (1993-2005) sowie Massaker und Pogrome in den Jahrzehnten zuvor kostete Hunderttausende Menschen das Leben; mehr als 1,3 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. 2005 wurde in der ersten freien Wahl nach Ende des Krieges Pierre Nkurunziza, ein früherer Rebellenführer, zum Präsidenten gewählt. Über Jahre hielt er, trotz zahlreicher Skandale, das Land auf einem leidlich stabilen Kurs.

Seit der 53-Jährige 2015 gegen die Verfassung eine dritte Amtszeit erzwang, sind die Gegensätze wieder aufgebrochen. In jüngster Zeit kamen bei immer wieder aufflackernden Unruhen Hunderte Menschen ums Leben. Es gab auch mehrere Anschläge auf Politiker der von der Hutu-Volksgruppe dominierten Regierungspartei. Aus Angst vor einem neuerlichen Bürgerkrieg flohen bereits mehr als 400.000 Menschen in Nachbarländer.

(kap 14.05.2017 mg)








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