2017-05-10 14:03:00

„Mit Kamikaze-Charakter fängt man nichts“


Eigentlich hatte Papst Franziskus vor ein paar Jahren versprochen, zum 300. Jubiläum des Marienwallfahrtsorts Aparecida nach Brasilien zu reisen. Doch aus der Reise wurde nichts, vielleicht auch wegen der politischen Turbulenzen, denen Brasilien derzeit ausgesetzt ist. Die enge Verbundenheit des Papstes mit Aparecida spricht aber aus einem Brief mit Datum 8. Mai, den er an den lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM geschrieben hat.

Am liebsten würde er mit ihnen zusammen Aparecida, diese „Schule des Jüngerseins“ besuchen, schreibt Franziskus: Eine Art „Rückkehr nach Hause“ wäre das, um „den, der uns zuerst geliebt hat, anzusehen, aber vor allem um uns von ihm ansehen zu lassen“.

Der Papst erinnert an die Legende, nach der Fischer vor drei Jahrhunderten die Marien-Statuette aus dem Meer gezogen haben. Einfache Leute wie damals diese Fischer gebe es auch heute: Menschen, die hart arbeiteten, um ihr Brot zu verdienen, die aber wegen der verbreiteten Korruption um ihre Rechte gebracht würden. „Korruption macht wie ein Krebs das tägliche Leben unseres Volkes krank“, so der Papst. Allerdings warte damals wie heute Maria „mitten im schmutzigen Fluss“ auf die Menschen, die um ihren Lebensunterhalt kämpften.

„Alles Überflüssige über Bord werfen“

Die Geschichte von Aparecida lehrt nach Überzeugung des Papstes, wie sich mitten im Alltag und in der Einfachheit eine gläubige Gemeinschaft bildet. „Hier entdecken wir die Dynamik des gläubigen Volkes.“ Das gebe den Seelsorgern zwar „keine Rezepte“, aber doch „Hinweise und Kriterien“ an die Hand. „Es weckt in uns den Wunsch, alles Überflüssige über Bord zu werfen und zum Wesentlichen zurückzukehren.“

Der Papst aus Lateinamerika ermuntert die Bischöfe seines Heimatkontinents dazu, „auf das Volk Gottes zu hören“. Gläubige Laien bräuchten mehr Unterstützung, um in der Kirche und in ihrem sozialen Umfeld wirklich „Sauerteig“ sein zu können. „Auf das Volk Gottes hören heißt, uns von unseren Vorurteilen und Rationalismen frei zu machen“, schreibt Franziskus. „Wieviel können wir doch vom Glauben unserer Leute lernen!“ Die Bischöfe sollten sich vom Beispiel so vieler einfacher Gläubiger angespornt fühlen, „keine Angst zu haben, dass man sich auch mal die Hände schmutzig macht“.

Nur wer auch etwas riskiere und sich für die Seinen einsetze, fange auch mal etwas, nicht wer sich wie ein „Held“ fühle oder einen „Kamikaze-Charakter“ habe. Natürlich sei die Realität „immer komplizierter und verstörender“, doch wir sollten uns ihr „als Schüler unseres Meisters“ stellen, statt „neutrale Beobachter“ zu spielen.

(rv 10.03.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.