2017-05-04 13:13:00

Papstmesse: „Denkt er etwas Falsches? Aber ich will es hören“


Die Kirche ist ständig unterwegs, sie hat eine hörende Haltung und nimmt die Sorgen der Menschen auf, und sie ist freudig: dieses Bild der Kirche hat Papst Franziskus bei der Morgenmesse an diesem Donnerstag vor den Mitfeiernden entworfen. Die Lesung aus der Apostelgeschichte berichtet von Philippus, der auf der Straße nach Gaza einen gebildeten Afrikaner trifft, den Kämmerer der Königin von Äthiopien, und ihm von Jesus erzählt. Der Mann bittet am Ende Philippus um die Taufe.

Das, so Franziskus, ist die Berufung der Kirche: Jesus verkünden. Und er entwarf ein Programm in drei Punkten.

„Um zu evangelisieren, heißt es zuerst: steh auf. Es heißt nicht: bleib sitzen, nur die Ruhe, bleib zu Hause. Nein! Um dem Herrn treu zu sein, muss die Kirche andauernd auf den Beinen und unterwegs sein: steh auf und geh. Eine Kirche, die nicht aufsteht, die nicht unterwegs ist, wird krank.“ Krank und eingeschlossen in psychologische und geistliche Traumata, fuhr Franziskus fort, „eingeschlossen in der kleinen Welt des Schwätzens, der Dinge, eingeschlossen, ohne Horizont“. Steh auf und geh, auf die Beine, Marsch. So muss die Kirche bei der Evangelisierung vorgehen.“

Der Äthiopier saß, wie die Apostelgeschichte anmerkt, auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Er war Jude, im Übrigen als hoher königlicher Beamter ein Eunuch. Dem biblischen Text zufolge war es der Heilige Geist, der Philippus eingab, diesem Wagen zu folgen und dem Mann, der darin saß, zuzuhören. Franziskus:

„Jeder Mann und jede Frau hat eine Unruhe im Herzen, gut oder schlecht, jedenfalls: eine Unruhe. Die Kirche hört dieser Unruhe zu. Sie sagt nicht: Geh hin und wirb Leute für deinen Glauben an. Nein! Geh und hör zu. Der zweite Schritt ist zuhören. Der erste: steh auf und geh, der zweite: hör zu. Diese Fähigkeit zuzuhören: Was empfinden die Leute, was empfindet ihr Herz, was denken sie. Denken sie etwas Falsches? Aber ich will dieses Falsche hören, um gut zu verstehen, wo die Unruhe ist. Wir alle haben eine Unruhe im Inneren. Der zweite Schritt der Kirche ist es, die Unruhe in den Menschen zu finden.“

Der äthiopische Hofbeamte selbst bittet seinen Fahrgast, ihm beim Verstehen einer Schriftstelle zu helfen. „Da begann Philippus zu reden“, heißt es in der Apostelgeschichte, „und ausgehend von diesem Schriftwort verkündete er ihm das Evangelium von Jesus“. Das aber tat er „mit Sanftmut“, erklärte Papst Franziskus. So traf das Wort die Unruhe des suchenden Äthiopiers, und die Hoffnung erfüllte sein Herz. Das wurde möglich, weil Philippus dem Mann zunächst zuhörte, betonte Franziskus. Und so bat der Fremde um die Taufe und empfing sie von Philippus noch unterwegs bei einem Zwischenhalt. Voller Freude zog der Getaufte weiter in seine Heimat.

„Die Kirche sagt uns heute: freue dich. Die Freude, Christ zu sein, auch in dunklen Momenten. Denn nach der Steinigung des Stefanus bracht eine Christenverfolgung aus, und die Christen wurden zerstreut wie Samen im Wind. Sie waren es, die das Wort von Jesus predigten. Der Herr möge uns allen die Gnade geben, die Kirche so zu leben: auf den Beinen und unterwegs, zuhörend und die Unruhen der Menschen aufnehmend, und immer freudig.“

(rv 03.05.2017 gs)








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