2017-05-01 15:15:00

Venezuela: Aus Hunger wird Instrument der Kontrolle


In Venezuela hat Präsident Nicolas Maduro zum 1. Mai den Mindestlohn sowie Lebensmittelsubventionen angehoben. Der sozialistische Präsident des südamerikanischen Krisenlandes gab die Maßnahme am selben Tag bekannt, an dem Papst Franziskus Regierung und Gesellschaft Venezuelas dazu aufrief, friedliche Lösungen auf die schweren Konflikte zu suchen und über das Ende der „humanitären, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Krise“ zu verhandeln, die das Land seit drei Jahren im Griff hält.

Die Lage ist in der Tat dramatisch, erzählte uns am Telefon die venezolanische Journalistin Sarai Suarez. „Wir haben heute im Land Kinder, die an Hunger sterben, und andere, die ihn Ohnmacht fallen vor Hunger, viele Leute sind abgemagert bis auf die Knochen. Das ist keine Übertreibung, das ist das Beispiel eines Öl-Landes, das komplett ruiniert ist von seiner eigenen schlechten Verwaltung. Die Supermärkte und die Bäckereien sind ohne Ware, die Apotheken ohne Medikamente. Harmlose Krankheiten werden lebensbedrohlich, weil nicht die einfachsten Mittel vorhanden sind. Die Ärzte sagen: wir praktizieren heute in Venezuela unter Bedingungen wie im Krieg. Die Krankenhäuser haben nicht mal Verbandszeug.“

Erhöhung von Lohn und Subvention

Die Erhöhung des Mindestlohns durch Maduro ist bereits die dritte in diesem Jahr. Dass die Maßnahme Linderung bringt, glaubt fast niemand. Von der Krise in Venezuela sind der Journalistin zufolge quer durch die sozialen Schichten alle Menschen im Land betroffen – einige allerdings noch mehr als andere. „Das alles ist ja keine Frage des Geldes mehr“, sagt Suarez. „Die Geldentwertung streift 700 Prozent.  Da ist es so oder so fast unmöglich, mit einem Monatsgehalt durchzukommen. Man muss auch sagen, dass die Regierung die Bevölkerung auf perfide Weise über den Hunger manipuliert. Da gibt es eine Aktion mit Lebensmittelpaketen, die durch die Regierung zum niedrigen Preis verkauft werden. Aber Familien, die offen gegen Maduro protestiert haben, erhalten nicht die Chance, solche Pakete zu kaufen. Das ist politische Manipulation: der Versuch, aus dem Hunger ein Instrument der Kontrolle zu machen.“

Tiefe Enttäuschung

Die Meinung zum Sozialismus, dem Venezuela seit 18 Jahren anhängt, hat sich im Land gedreht, beobachtet Suarez. „Die Leute sind sehr enttäuscht von der schlechten Verwaltung durch Maduro, von der Korruption, die in den letzten Monaten aufgeflogen sind. Wer heute noch zu Maduro steht, das sind die vielen Regierungsbeamten. Die marschieren für Maduro, weil sie sonst ihren Job riskieren. Die Regierung ist in der Tat geschwächt. Sie hat Legitimität verloren und die Macht, die sie hatte, während das Land 18 Jahre lang an ein politisches Projekt glaubte.“

In seinem Venezuela-Appell beim Angelusgebet streifte der Papst auch das Thema Demokratie. Trotz massiver und anhaltender Demonstrationen gegen ihn lehnt Maduro Neuwahlen ab. Die jüngste Verschärfung der Krise hatte sich an einer zeitweiten Entmachtung des Parlaments entzündet. Allein im April starben bei Protesten mehr als 30 Menschen, 500 wurden verletzt. 

(rv 01.05.2017 gs)








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