2017-04-29 15:30:00

Papst: „Ihr sollt Licht und Salz der Gesellschaft sein“


Christsein in Ägypten ist nicht einfach, nicht zuletzt die tödlichen Anschläge vom Palmsonntag haben das gezeigt. Extremisten nehmen sich immer wieder Kirchen und Gottesdienste als Ziel ihrer Anschläge. Bei all dieser Gefahr dürfen die Christen aber auch die inneren Gefahren nicht übersehen. Papst Franziskus sprach bei seiner letzten Begegnung im Rahmen seiner Ägyptenreise zu Priestern, Ordensleuten und Seminaristen; es war wie ein Appell, das innere Profil des Christen nicht zu übersehen. Er wolle zuerst für das „Zeugnis und all das Gute danken“, das Priester und Ordensleute als „Sauerteig“ täten.

„Inmitten vieler Gründe zur Entmutigung, inmitten vieler Propheten der Zerstörung und der Verdammung, inmitten vieler negativer und verzweifelter Stimmen sollt ihr eine positive Kraft, sollt ihr Licht und Salz dieser Gesellschaft sein; seid ihr die Lokomotive, die einen Zug vorwärts zieht, geradeaus, dem Ziel entgegen; seid ihr Aussäer der Hoffnung, Brückenbauer und Arbeiter des Dialogs und der Eintracht.“ Gemeinsam mit den orthodoxen Geschwistern sollten sie am Reich Gottes bauen, so Papst Franziskus.

Um das tun zu können, müsse man vor allem den täglichen Versuchungen im Alltag widerstehen können. Und wie schon häufig nannte der Papst sieben von ihnen, in einer Art Beichtspiegel oder Gewissenserforschung für alle.

Da sei zuerst die Versuchung, „sich mitreißen zu lassen und nicht zu führen“, man dürfe sich nicht von Enttäuschungen und Pessimismus mitreißen lassen. Die zweite Versuchung hängt direkt damit zusammen, „sich fortwährend beklagen“. Es sei einfach, sich immerzu zu beklagen, weiterführender sei es aber, Hindernisse in Gelegenheiten zu verwandeln. Denn, so die Überlegung des Papstes: „Wer sich ständig beklagt, ist in Wirklichkeit einer, der nicht arbeiten will“.

Deutliche Worte gab es auch zur dritten Versuchung, „der Geschwätzigkeit und des Neids“. Geschwätz sei eine Waffe, so der Papst, der Neid ein „Krebsgeschwür, das in kurzer Zeit jeden Körper zerstört.“ „Reichtum besteht in der Verschiedenheit und der Einzigartigkeit eines jeden von uns“, führt der Papst in die vierte von ihm genannte Versuchung ein, nämlich die, sich mit anderen zu vergleichen. „Das Vergleichen mit jenen, denen es besser geht, führt uns oft dazu, in Groll zu verfallen; das Vergleichen mit jenen, denen es schlechter geht, führt uns oft dazu, in Hochmut und Faulheit zu verfallen.“ Sich vergleichen endet deswegen so oder so in einer Selbstlähmung.

„Pharaonismus“ betitelte der Papst die fünfte Versuchung, „das heißt, das Herz zu verhärten und sich gegenüber dem Herrn sowie den Brüdern und Schwestern zu verschließen“. Man fühle sich überlegen und suche Geltung und die Position, besser und größer zu sein als andere.

Der Individualismus kam auch in dieser Aufzählung des Papstes vor, illustriert vom ägyptischen Sprichwort „Ich, und nach mir die Sintflut“.

Keine Scham zu empfinden, wenn man nur an sich selbst denke und sich immer selbst rechtfertigen, so sieht diese Versuchung aus. „Der Individualist hingegen gibt Grund zum Ärgernis und zum Konflikt.“ Und die letzte Versuchung in der Aufzählung ist die, „ohne Kompass und ohne Ziel zu laufen“. „Die Gottgeweihten verlieren ihre Identität und beginnen „weder Fisch, noch Fleisch“ zu sein. Sie leben mit einem zwischen Gott und der Weltlichkeit geteiltem Herzen.“ Dagegen helfe, eine klare Identität zu haben. „Eure Identität als Söhne und Töchter der Kirche ist jene, Kopten zu sein – das heißt, in euren ehrwürdigen und alten Wurzeln verankert zu sein – und Katholiken zu sein – das heißt, Teil der einen und universalen Kirche zu sein.“

Gegen all diese Versuchung helfe die Verbundenheit mit Jesus. „Ägypten hat die Kirche mit dem unvergleichlichen Schatz des monastischen Lebens bereichert. Ich ermahne euch deshalb, euch ein Beispiel am heiligen Eremiten Paulus zu nehmen, am heiligen Antonius, an den heiligen Wüstenvätern, den zahlreichen Mönchen, die mit ihrem Leben und ihrem Beispiel die Tore des Himmels für viele Brüder und Schwestern geöffnet haben; und so könnt auch ihr Licht und Salz sein, das heißt Ursache des Heiles für euch selbst und für alle anderen, gläubig und nichtgläubig, insbesondere für die Geringsten, die Notleidenden, die Verlassenen und die Ausgegrenzten.“

(rv 29.04.2017 ord)








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