2017-04-28 16:00:00

Papst auf Friedenskonferenz: Religionen sind Teil der Lösung


Es ist die Grundbedingung für Begegnung, für Frieden und auch für Religion, Gewalt entgegen zu treten: Papst Franziskus richtete in seiner Ansprache bei der Friedenskonferenz an der Kairoer Al Azhar-Universität einen leidenschaftlichen Appell an die teilnehmenden Religionsvertreter aus Christentum und Islam. Die Konferenz war die erste offizielle Station des Papstes bei seiner Ägyptenreise und auch der Ort seiner ersten Ansprache dort.

Ganz kurz nur klang sein Vorbild an: vor 800 Jahren – im Jahr 1219 – war der heilige Franziskus nach Ägypten gekommen, um dem damaligen Sultan zu begegnen. Nun also ein Papst gleichen Namens, mit der gleichen Mission. „Al Salamò Alaikum! / Der Friede sei mit euch!“, so begann und beendete der Papst seine Ansprache.

Den Einstieg fand Franziskus über den Ort der Konferenz, die Al-Azhar Universität; zuerst sprach er über Bildung, die fähig sei, das Beste aus Menschen heraus zu holen und so zur „Lebensweisheit“ zu werden. Sie „sucht den anderen und überwindet die Versuchung, sich zu versteifen oder zu verschließen (...). Diese Weisheit bereitet eine Zukunft vor, in der man nicht danach strebt, dass die eigene Seite vorherrscht, sondern dass der andere als integrierender Bestandteil von sich gesehen wird.“ Der Papst sprach von der Gewaltspirale, die entsteht, wenn dem Bösem mit Bösem begegnet wird. Bildung helfe, das zu überwinden.

Identität, Andersheit, Aufrichtigkeit

Von der Bildung ging der Papst über zum Thema des Dialogs, er nannte drei „grundlegende Ausrichtungen“: die Verpflichtung zur Wahrung der Identität, der Mut zur Andersheit und die Aufrichtigkeit der Absichten. „Verpflichtung zur Wahrung der Identität, weil ein echter Dialog nicht auf der Basis von Zweideutigkeiten oder der Preisgabe des Guten geführt werden kann, um dem anderen zu gefallen; Mut zur Andersheit, weil derjenige, der sich – kulturell oder religiös – von mir unterscheidet, nicht als Feind angesehen und behandelt werden darf, sondern als Weggefährte aufgenommen werden soll in der echten Überzeugung, dass das Wohl eines jeden im Wohl aller besteht; die Aufrichtigkeit der Absichten, weil der Dialog als authentischer Ausdruck des Humanen nicht eine Strategie ist, um Hintergedanken zu verwirklichen, sondern ein Weg der Wahrheit.“ So könne aus Konkurrenz Zusammenarbeit werden, so Papst Franziskus. Die Alternative sei eine „Unkultur des Streits“.

Das Thema Zusammenarbeit führte er anschließend weiter aus, besonders mit dem Blick auf Religion und Religionen. In der Geschichte habe Ägypten gute Erfahrungen damit gemacht, „das vielfarbige Licht der Religionen hat dieses Land erleuchtet“, Ägypten sei also immer schon ein Land nicht nur einer Religion gewesen.

Auf den Himmel nicht verzichten

Bündnisse seien heute wichtig, betonte der Papst, diese bräuchten aber immer auch einen Gottesbezug, „ein echter Bund auf Erden (kann) nicht auf den Himmel verzichten“. Religionen seien „besonders heutzutage nicht ein Problem, sondern Teil der Lösung“. Am Sinai, der Teil Ägyptens ist, stünde das Gebot „du sollst nicht töten“ (Ex 20:12) im Zentrum der „zehn Worte“, der zehn Gebote, so formulierte der Papst. Das bereits weise darauf hin, dass die „Grundbedingung für jeden Bund auf der Erde“ sei, dem „Weg der Gewalt entgegenzutreten.“

„Als religiöse Verantwortungsträger sind wir also gerufen, die Gewalt zu entlarven, die sich hinter einem vermeintlichen sakralen Charakter verbirgt“, benannte der Papst die konkrete Aufgabe von Religion vor allem angesichts von Extremismen.

Aus der eigenen, der christlichen Perspektive sähe das so aus: „Als Christen »können [wir] aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern«“, zitierte der Papst das Zweite Vatikanische Konzil (Nostra Aetate, 5).

Mahnung an die Politik

Eine deutliche Mahnung richtete der Papst an die Politik, er warnte vor einem „demagogischen Populismus“: „Gewaltsame Aufhetzung wird den Frieden nicht gewährleisten, und jede einseitige Handlung, die nicht konstruktive und von allen mitgetragene Entwicklungen einleitet, ist in Wahrheit ein Geschenk an die Befürworter von Radikalismen und Gewalt.“ Gemeinsam müsse man sich um die Armen und Ausgebeuteten kümmern - in diesem Milieu fasse Extremismus einfacher Fuß, warnte Franziskus. Vor allem aber – und auch das ist ein immer wiederkehrendes Thema bei diesem Papst – gelte es sich gegen Waffenhandel einzusetzen. „Wenn sie einmal hergestellt und im Umlauf sind, werden sie früher oder später auch Verwendung finden“. Nur wenn man die „trüben Manöver, die das Krebsgeschwür des Kriegs nähren“, transparent mache, könne man deren wahren Gründen vorbeugen - auch dies eine Mahnung vor allem an die Politik.

„Wir sind nämlich von Gott, der Geschichte und der Zukunft zusammengerufen, Friedensprozesse einzuleiten – jeder in seinem Bereich,“ schloss der Papst seine Ansprache. Um dann noch einmal den islamischen Friedensgruß zu sprechen, „Al Salamò Alaikum! / Der Friede sei mit euch!“

 

(rv 28.04.2017 ord)

 

 








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