2017-04-28 11:28:00

Ägypten: „Niemand spricht über Muslim-Märtyrer“


Die Märtyrer, die den terroristischen Attacken in Ägypten zum Opfer fallen, sind nicht nur christlich: unter ihnen sind auch viele Muslime. Darauf weist der Rektor des koptisch-katholischen Priesterseminars in Kairo, P. Toma Maher Adly Zaky, im Gespräch mit unseren Korrespondenten vor Ort hin. P. Toma:

„Die Wahrheit ist doch, dass die Mehrheit der Muslime in Ägypten moderat sind. Wir Christen in Ägypten leben hier als Ägypter. … Das Problem bei uns ist aber, dass es Terroristen gibt, die eine politische Agenda haben. Wenn sie Christen angreifen, dann tun sie das, weil sie sich viel Aufmerksamkeit erhoffen. Aber im vergangenen Jahr gab es so viele muslimische Märtyrer, über die niemand spricht.“

Der Rektor des katholischen Priesterseminars meint damit jene Ägypter, die in den vergangenen Monaten im Norden der Sinaihalbinsel getötet wurden. Auch erinnerte er an die vielen Soldaten – ebenfalls Muslime – die bei den Auseinandersetzungen mit den Terroristen getötet wurden.

Vier Schwerpunkte des Besuchs

Gleichzeitig hebt P. Toma hervor, dass der Papstbesuch in Ägypten vier verschiedene Facetten hat. Es handele sich bei der Visite einerseits um einen Staatsbesuch, aber auch um einen Apostolischen Besuch bei den Katholiken, um einen Besuch bei den Kopten und um ein Dialogtreffen mit den Muslimen. Insbesondere der letztgenannte Aspekt verdiene große Aufmerksamkeit, ist sich P. Toma sicher.

Dies sieht Pater Sami Creta vom Kulturzentrum der Jesuiten in Kairo ähnlich. Das Mitglied im Organisationskomitee der Reise sagte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass der konkrete Dialog mit den Muslimen auch für die politische und christliche Ebene dieser Reise sehr bedeutend sei. „Aus politischer Sicht – sowohl für Ägypten als auch aus internationaler Ebene – geht es doch darum, dass der Papst eine Botschaft des Friedens vermittelt. Wir hoffen, dass das ein Ausgangspunkt ist, um den Dialog untereinander zu festigen,“ so Pater Sami. Aus organisatorischer Sicht sei das Treffen mit dem Großimam bei der Al-Azhar jedoch eine Herausforderung gewesen, räumt Pater Creta ein.

„Al-Azhar hat in jüngster Zeit sehr mutige Schritte unternommen. Dazu zählt auch die Einladung an den Papst. Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine Zeit lang keinen Dialog zwischen den Vatikan und Al-Azhar gab. Wir erwarten aber noch weitere Schritte von Seiten von Al-Azhar. Wir hoffen auf einen echten und vor allem freien Dialog. Es wäre wünschenswert, wenn wir uns auch über sehr sensible Fragen austauschen könnten.“

(rv 28.04.2017 mg)

 








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