2017-04-27 11:06:00

Österreich: Aus für geplantes orthodoxes Kloster


Noch vor einer geplanten Volksabstimmung im Juni hat die orthodoxe Kirche ein namhaftes Kloster-Projekt im ostösterreichischen Burgenland vorerst gestoppt. Metropolit Arsenios (Kardamakis) nahm den Antrag auf Umwidmung des betreffenden Grundstücks in St. Andrä am Zicksee zurück. Als Grund dafür benannte der orthodoxe Geistliche in einem Brief an den Bürgermeister und den Gemeinderat des 1300-Seelen-Ortes die Widerstände der Lokalbevölkerung. Die orthodoxe Kirche werde nun in aller Ruhe Alternativen prüfen, so der Metropolit. Er sei „betrübt, aber überzeugt von der moralischen Richtigkeit dieser Entscheidung", so Kardamakis.

Der Metropolit erinnert auch daran, dass Papst Franziskus den Menschen von St. Andrä in einem persönlich an sie gerichteten Schreiben „für ihre Offenheit gedankt und dem Klosterprojekt seinen Segen erteilt" habe. Das Kloster sollte ein Symbol des Friedens, der Versöhnung und der Ökumene sein, betont der Metropolit in seinem Schreiben weiter. Nach zweieinhalb Jahren geduldigen Wartens und Hoffens, wertvoller Begegnungen und gewissenhafter Aufklärungsarbeit müsse man aber erkennen, dass nicht alle Bewohner von Zicksee diese Botschaft angenommen hätten. Das gelte es zu respektieren, so der Metropolit: „Man muss die Haltung des Anderen respektieren und ihn freilassen, auch wenn man selbst etwas anderes erhofft hätte." 

Zugleich betont der Metropolit, dass in St. Andrä in den vergangenen zweieinhalb Jahren trotz aller Irritationen viel Gutes entstanden sei. Er werde gemeinsam mit dem Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics nun Wege erarbeiten, um den mit dem Klosterprojekt und dem konkreten kirchlichen Grundstück verbundenen „Segen und die ökumenische Botschaft von Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I. für alle Menschen wahrnehmbar und wirksam" machen zu können.

In einer ersten Stellungnahme sprach Bischof Zsifkovics von einer verspielten „Jahrhundertchance" für die Gemeinde St. Andrä. „Ich bedaure dies sehr und schäme mich, dass im Burgenland so etwas möglich ist.“ Die Entscheidung des Metropoliten sei verständlich.

Klostergemeinschaft besteht bereits

Das Kloster-Projekt wurde 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Nach einigen Querschüssen von Gegnern des Projekts kam es im Februar 2016 zu einer Bürgerbefragung, von der Bürgermeister Erich Goldenitsch die Entscheidung der Gemeinde abhängig machen wollte. Diese ging zugunsten des Klosterbaus aus. Im Oktober wurde das betreffende Grundstück in Bauland umgewidmet. Gegen diesen Beschluss gingen die Gegner vor und starteten eine erfolgreiche Unterschriftenaktion für eine Volksabstimmung. Diese hätte am 11. Juni stattfinden sollen.

Die Klostergemeinschaft gibt es freilich bereits: Fünf Mönche und ein Novize leben und wirken seit einiger Zeit in einem angekauften Gebäude vor Ort in St. Andrä. Mit dieser provisorischen Niederlassung sei eine Möglichkeit geschaffen worden, „eine bleibende Verbindung und Verbundenheit der orthodoxen Kirche mit den Menschen in St. Andrä aufrecht zu erhalten", schreibt Metropolit Arsenios in seinem Brief an den Bürgermeister. Diese Verbindung und Verbundenheit biete er nicht nur den „Freunden, Unterstützern und Gönnern der Mönchsgemeinschaft" an, denen der Metropolit in seinem Schreiben seinen aufrichtigsten Dank ausspricht. Sie sei auch eine Einladung an jene, die dem Projekt „bis zuletzt skeptisch oder gar feindselig gegenüberstehen. Unterschiedslos ihnen allen gilt die christliche Botschaft und Gastfreundschaft der orthodoxen Mönche von St. Andrä", so Kardamakis wörtlich.

(kap 27.04.2017 gs)

 








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