2017-04-26 11:05:00

Premiere: Patriarch besucht Taizé


Sie tragen beide das Wort ökumenisch im Titel: Der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat am Dienstag erstmals die ökumenische Gemeinschaft von Taizé besucht. Dabei appellierte er an die Christen, sich ihrer Verantwortung als „echte Akteure der Versöhnung“ zu stellen. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie äußerte sich vor Jugendlichen und Vertretern verschiedener christlicher Gemeinschaften. Er habe bereits seit vielen Jahren den Wunsch gehegt, die Brudergemeinschaft von Taizé zu besuchen, die für Ökumene, Versöhnung und Begegnung stehe.

Lob für Jugendtreffen

Der Patriarch würdigte in seiner Ansprache in Taizé besonders die großen europäischen Jugendtreffen, die jeweils zu Jahresende durchgeführt werden. Sie trügen dazu bei, unter Jugendlichen die Einheit der Christen zu fördern und ein Verständnis von Versöhnung zu entwickeln. Der Gastgeber und Prior der Gemeinde, der Deutsche Frère Alois, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan, dass der Besuch aus Istanbul eine „Bestätigung und Anerkennung“ sei für das ökumenische Engagement der Taizé-Gemeinschaft.

„Das ist auch eine Anerkennung für den Einsatz unserer Jugend, denn unsere Gemeinschaft stützt sich auf diese zwei Säulen: auf die Ökumene und auf die Jugend. Wir fühlen uns sehr von Patriarch Bartholomaios unterstützt. Er kennt uns ja seit langem, auch wenn er uns erst jetzt besucht. Als er noch Student in Rom war, hat er unseren Gründer Frère Roger getroffen. Es gab also schon immer eine herzliche Verbindung.“

Die Trennung der Christen sei „eine spirituelle Wunde und eine gemeinsame Verantwortung“, betonte Patriarch Bartholomaios in seiner Rede. Wer wirklich für Versöhnung eintreten wolle, müsse bereit sein, den ersten Schritt zu tun. Frère Alois würdigte den unermüdlichen Einsatz des Patriarchen für den interreligiösen Dialog und die Bewahrung der Schöpfung.

„Die Tatsache, dass er uns nun besucht, ist nicht nur auf persönlicher Ebene wichtig. Sie zeigt auch, wie die orthodoxen Kirchen uns gegenüber bereit sind, ökumenisch offen zu sein. Das ist uns ein wichtiges Anliegen.“

Bartholomaios I. nahm in Taizé auch am Mittagsgebet in der Versöhnungskirche teil. Taizé zählt zu den wichtigen Orten der ökumenischen Bewegung. Das kleine Dorf in Burgund ist Sitz einer Bruderschaft, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt wurde. Der Brüder-Gemeinschaft gehören rund 100 Männer aus mehr als 25 Ländern an, die aus verschiedenen evangelischen Kirchen und aus der katholischen Kirche kommen.

Frère Alois: „In unserer Gemeinschaft gibt es Geschwister aus den verschiedenen christlichen Kirchen. Es gibt zwar keine orthodoxen Mitbrüder, es sind vor allem Katholiken und Protestanten dabei. Wir wollen aber ein kleines Zeichen der Versöhnung sein, denn wir sind davon überzeugt, wie es Frère Roger sagte, dass wir Christen die ,Hefe des Friedens' für unsere Gesellschaft sein können. Aber dazu müssen wir vereint sein. Es gibt zwar heute noch Unterschiede in der Glaubenslehre, über die man selbstverständlich reden muss, aber wir spüren, dass in allen Kirchen der Wunsch groß ist, die Einheit endlich zu vollbringen.“

Besuch am Grab Frère Rogers

Bartholomaios segnete in Taizé zwei Ikonen, darunter eine Mutter-Gottes-Ikone, die sein Vorgänger Patriarch Athenagoras (1886-1972) dem Taizé-Gründer Frère Roger bei einem Treffen im Jahr 1963 geschenkt hatte. Abschließend besuchte der Patriarch das Grab Frère Rogers.

(kna/rv 26.04.2017 mg)








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