2017-04-26 13:29:00

Kurienbischof: „Papst lanciert in Fatima Appell zur Umkehr"


Papst Franziskus besucht Mitte Mai Fatima nicht wegen der Vergangenheit, sondern mit Blick auf die Gegenwart. Das sagt der portugiesische Kurienbischof Carlos de Azevedo, Delegat des Päpstlichen Rates für die Kultur, der soeben ein Buch über Fatima vorgelegt hat. Bei seiner Reise anlässlich des 100. Jahrestags der Marienerscheinungen in Fatima werde der Papst auf das „Drama der Aktualität setzen“, so der Bischof im Gespräch mit Radio Vatikan. „Franziskus weiß, dass Fatima ein Ort ist, an dem die Nähe Gottes zu den Problemen der Menschheit klar ist. Die barmherzige Nähe Gottes macht sich die Probleme seiner Kinder zu eigen, und das ist der Grund, warum Papst Franziskus hingeht: um Hoffnung und Sinn zu geben in dieser Welt der Bedrohungen, der Kriege, der verfehlten wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen, die eine andere Zukunft heraufführen.“

Es seien heute „zu viele Interessen“ am Werk und „zu wenig gemeinsames Schauen auf das Wohl der Menschheit“, fuhr der portugiesische Bischof fort. „Es gibt heute Imperialismen, es gibt Populismus, der gewissermaßen die Politiker denunziert. Denn sie sind nicht nah am Volk, wie es Papst Franziskus ist - Nähe zum Volk verhindert ja gerade Populismus! Es gibt das Phänomen der Migration, Menschen, die vor Verfolgung fliehen und anderswo ein neues Leben suchen. Die Welt ist in tiefgreifendem Wandel begriffen. Es gilt, in Gott eine Antwort der Hoffnung wiederzufinden. Der Papst nimmt all das auf seine Schultern wie ein Pilger, ein prophetischer Pilger von Fatima.“

Vor 100 Jahren, als die Muttergottes drei kleinen Hirtenkindern erschien, wütete der „Große Krieg“, wie der Erste Weltkrieg manchmal genannt wird. Die theologische Botschaft von Fatima, wie sie heute nach Ansicht von Bischof Azevedo noch klarer zutage tritt als vor 100 Jahren, lässt sich aus seiner Sicht folgendermaßen zusammenfassen: „Wenn ihr nicht umkehrt, wird es Folgen haben. Es ist ein Aufruf zur Umkehr im Lebensstil, zur Umkehr in den Werten. Ein Appell an die Verantwortlichen für die großen Entscheidungen der Welt: Ihr Verhalten wirkt auf alle zurück, vor allem auf jene, die in Armut, Unterdrückung und menschlicher Verwahrlosung leben. Das wird die zentrale Botschaft der Reise von Papst Franziskus nach Fatima sein: die Verantwortung für das Böse. Es gibt eine Verantwortung für das Böse, das in der Welt geschieht. Und Gott will, dass wir umkehren, dass wir mehr beten, um das wahre Verhalten für die gegenwärtige Welt zu finden.“

In seinem Buch über Fatima („Fátima - das Visões dos Pastorinhos à Visão Cristã”) wertet Azevedo auch unveröffentlichte Dokumente aus dem Vatikanischen Geheimarchiv aus. Es gebe „keine historische Evidenz“ für das Vorliegen eines noch unveröffentlichten vierten Geheimnisses von Fatima, sagt der Bischof.

In seinem Buch ordnet er das Phänomen der Erscheinungen auch historisch ein; so gab es gleichzeitig mit Fatima noch weitere Marienerscheinungen in Portugal, die aber „folgenlos“ blieben. In Portugal herrschte seit 1910 eine äußerst angespannte Lage zwischen Kirche und Staat, mit einer regelrechten Christenverfolgung; die Hälfte der Bischöfe war im Exil, sagte Azevedo. Der erste Bischof der 1918 errichteten Diözese Leira-Fatima glaubte zunächst nicht an die Marienerscheinungen, änderte seine Haltung aber, nachdem er mit den drei Seherkindern gsprochen hatte.

(rv 26.04.2017 gs)








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