2017-04-24 10:08:00

Frankreich: Bischöfe geben keine Wahlempfehlung, aber...


Macron oder Le Pen: Zwischen diesen beiden Namen entscheidet sich in zwei Wochen das Rennen um die französische Präsidentschaft. Die Bischöfe des Landes geben in einer Erklärung vom Sonntagabend – kurz nach dem Ende der ersten Wahlrunde – keine Empfehlung für den einen oder die andere Kandidatin ab. Sie erinnern aber daran, „was auf dem Spiel steht“.

Die Bischöfe betonen „die Wichtigkeit der Wahl“: Sie sei „ein verantwortungsvoller Akt in einer Demokratie“. „Damit sich unsere Demokratie nicht in eine Gesellschaft der Gewalt verwandelt, müssen wir eine echte nationale Debatte ohne Verstellung und ohne Phrasen fördern“, schreiben sie. Dabei komme den Medien eine wichtige Rolle zu; sie dürften nicht dazu beitragen, dass die Stimmung im Land „hysterisch“ werde. Und in der Debatte müsse natürlich auch „die Religion einen Platz und die Religionen eine Rolle haben“. Das zielt auf das ewige französische Gezerre um die „laicité“, die Trennung von Staat und Kirche, sowie auf die verbreitete Polemik um den Platz des Islam in Frankreich.

Gegen einen „Kampf“ beim Thema Migration

„Welche Gesellschaft wollen wir?“, fragen die Bischöfe. Und sie antworten mit dem Ideal eines Frankreich, wo die Schwächsten besonders geachtet und geschützt werden, wo die Familie gefördert und das Gemeinwohl angestrebt wird.

„Wir glauben an eine Gesellschaft, in der der Mensch mehr ist als ein Element in einem Wirtschafts- oder Technologie-Prozess.“ Dieser Satz könnte sich etwas Macron-kritisch anhören. Das ändert sich aber in dem Moment, wo die Bischöfe auf das Thema Migranten zu sprechen kommen: „Das Anschwellen des Phänomens der Migration, welches vielerlei Ursachen hat, ist eine Feststellung, kein Kampf. Wenn bestimmte Länder“ (man lese: Deutschland) „Millionen von Flüchtlingen aufnehmen, wie könnte dann unser Land zurückweichen vor der Perspektive, einige Zehntausende dieser Opfer aufzunehmen und zu integrieren?“ Das ist eine Absage an die Anti-Migranten-Polemik von Marine Le Pen.

„Kein Grund zur Resignation“

Der Text der Bischofskonferenz fordert dann einen kräftigen Schub „für das europäische Projekt“ – das lässt sich, auch wenn es nicht deutlicher wird, als verhüllte Unterstützung für Emmanuel Macron mit seinem Pro-Europa-Programm lesen. Würde man Macrons und Le Pens Projekte neben das Statement der Bischöfe legen, dann würde man insgesamt feststellen, dass der Senkrechtstarter Macron stärker auf Bischofslinie liegt als die Chefin des „Front National“. Allerdings bindet Le Pen doch einen erheblichen Teil des „vote catholique“, also der katholischen Wähler. Und nachdem es der Konservative Francois Fillon trotz starker Unterstützung katholischer Aktivisten nicht in die Stichwahl geschafft hat, ist es doch vorstellbar, dass viele Katholiken Frau Le Pen wählen werden. Auch wegen dieser Gemengelage äußern sich Frankreichs Bischöfe in ihrer Erklärung nicht pointierter.

Immerhin rufen sie nach einem teilweise apokalyptischen Wahlkampf vor der ersten Wahlrunde recht entschieden zur Hoffnung auf. „Unser christlicher Glaube drängt uns dazu, Hoffnung zu haben“, schreiben sie, „die Schwierigkeiten, auf die wir stoßen, sind kein Grund zur Resignation. Im Gegenteil: Sie inspirieren uns dazu, alles für den Aufbau einer gerechteren, in ihrer Unterschiedlichkeit geschwisterlicheren und für jeden Einzelnen respektvolleren Gesellschaft zu tun.“

Hintergrund

Bei der ersten Runde der Präsidentschaftwahl konnten der unabhängige Mitte-Links Politiker Emmanuel Macron (39) und die Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen (48), die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Für Macron votierten etwa 24 Prozent der Wähler, für Le Pen 21,4 Prozent.
(rv 24.04.2017 sk)








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