2017-04-24 10:39:00

Brasilien: Bischöfe rufen zu Straßenprotesten auf


Die Krise in Venezuela drängt das Thema Brasilien in den Hintergrund. Dabei läuft auch in Brasilien schon lange nichts mehr rund; Rezession und Korruption lassen die politische und soziale Krise immer weiter schlingern. Mitte April haben Hunderttausende von Brasilianern in 23 Großstädten gegen die von der Regierung geplante Arbeitsrechts- und Rentenreform demonstriert. Am nächsten Freitag soll erneut demonstriert werden – und zwei Erzbischöfe rufen die Menschen zur Teilnahme an den Protesten auf.

„Der 28. April bietet eine gute Gelegenheit dazu, dass das brasilianische Volk seine Stimme hören lässt!“ Das sagt der Erzbischof von Maringá im Bundesstaat Paraná, Anuar Battisti, in einer Videobotschaft auf Facebook. „Es geht um Würde für das ganze Volk, auch für die Armen und die Ausgeschlossenen. Das ist der Moment, um unseren Patriotismus und unsere Würde zu zeigen. Ich kann Sie nur dazu ermuntern, für die Würde des ganzen Volkes auch einmal laut zu schreien!“

Der durch eine Art Putsch ins Amt gelangte geschäftsführende Präsident Michel Temer will nicht nur das Rentenalter von 55 Jahren (Frauen) bzw. 60 Jahren (Männer) auf 65 Jahre erhöhen. Auch die minimale Beitragszeit zur Rente wird erhöht – und die tatsächlich ausgezahlte Pension gesenkt. Mit zum Paket gehört eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts. Die Regierung hat die Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments, um das Projekt trotz der starken Proteste in Kraft zu setzen. Doch geschehen diese Reformen auf dem Hintergrund einer Lawine von Korruptionsfällen, die alle politischen Lager bis ins Kabinett hinein betreffen. Das Vertrauen der Brasilianer zu ihrer politischen Klasse rutscht deswegen Richtung Keller.

„Ich rufe zur Teilnahme aller Arbeiter an der großen Demonstration gegen die Reformpläne der Regierung auf“, sagt auch, 3.000 km nördlich von Paraná, der Bischof von Campina Grande und künftige Erzbischof von Paraíba, Manoel Delson – ebenfalls in einer Facebook-Botschaft. „Wir wissen, dass diese Reform die Rechte unserer arbeitenden Bevölkerung beschneiden will – Rechte, die unsere Verfassung garantiert. Das Volk kann diese Reform nicht akzeptieren. Eine Reform in diesem Bereich müsste in die genau entgegengesetzte Richtung gehen! Die Reform rührt die fetten Gehälter unserer Präsidenten, Gouverneure oder Senatoren nicht an – all dieser Besserverdienenden, die auch künftig besser verdienen werden, weil die Reform in dieser Hinsicht überhaupt nichts tut.“

Auch die Brasilianische Bischofskonferenz hat sich klar gegen Temers Rentenpläne positioniert. Sie gehe den „Weg der sozialen Ausschließung“ und tue nichts für die Armen. Es wird immer einsamer um Temer.

(cath.ch/rv 24.04.2017 sk)








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