Die Migrantin und Menschenrechtsaktivistin Jeanette Vizguerra, die seit Februar
in einer Kirche Schutz vor ihrer Abschiebung sucht, ist vom „Time“-Magazin unter die
100 einflussreichsten Persönlichkeiten gereiht worden. Die US-Regierung mache die
Einwanderer zu Sündenböcken und lasse die Bevölkerung glauben, Migranten ohne gültige
Papiere seien Kriminelle, so das US-Magazin in der Beschreibung. Die vierfache Mutter
Vizguerra zeige beispielhaft das Gegenteil auf: Sie habe Blut, Schweiß und Tränen
geopfert, um eine Firma zu gründen und für ihre Familie bessere Chancen zu schaffen,
was „nicht ein Verbrechen, sondern der amerikanische Traum“ sei.
Jeanette Vizguerra migrierte 1997 aus ihrer Heimat Mexiko in die USA, um Arbeit zu
suchen. Sie engagierte sich für die Rechte der Einwanderer, u.a. durch die Gründung
von Gewerkschaften. Nach jahrelangem vergeblichen Ringen um ihr eigenes Aufenthaltsrecht
publizierte sie ihre eigene Lebensgeschichte. Infolge der verschärften Gangart in
der US-Migrationspolitik begab sich die heute 44-Jährige - wie derzeit tausende andere
illegale Einwanderer in den USA - in Kirchenasyl; seit Februar lebt sie in einer Unitarier-Kirche
in der Stadt Denver, um sich so dem Zugriff der Migrationsbehörde zu entziehen, die
bislang nicht in religiösen Gebäuden einschreitet.
„Manche Familien haben einen Notfallplan für Feuer, Erdbeben oder Tornados. Die Familie
von Jeanette Vizguerra hat einen Plan für den Fall, dass jemand an der Tür klopft“,
heißt es in der Personenbeschreibung der „Time“. Vizguerras vier Kinder - sie sind
im Alter zwischen 6 und 26 Jahren, die älteste Tochter ist ebenfalls undokumentiert
- wüssten detailliert, dass sie beim Erscheinen der Fremdenpolizei die Freunde und
Verwandte verständigen und sich im Schlafzimmer verstecken müssten. Die ganze Familie
lebe in ständiger Angst davor, durch die Abschiebung zerrissen zu werden.
Auf seiner Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten nennt das „Time“-Magazin
Vizguerra eine „Ikone“, in einer Reihe mit dem Fußballer Neymar oder der philippinischen
Anwältin Leila de Lima. Weniger überraschend haben es auch Staatsführer wie Donald
Trump, Vladimir Putin oder Narenda Modi sowie mehrere Konzernchefs und Schauspieler
in die Aufzählung geschafft. Auch Papst Franziskus scheint in der Reihung als eine
der wichtigsten Führungspersönlichkeiten auf.
(kap 22.04.2017 sk)
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