2017-04-22 19:49:00

Gedenken an getötete Christen: „Eine Kirche der Märtyrer“


Glaubenszeugen lehren die Kirche heute, dass Frieden wirklich möglich ist. Papst Franziskus gedachte an diesem Samstag der neuen Märtyrer, der wegen des Glaubens verfolgten und getöteten Christen verschiedenster Konfessionen.

Von den Bürgerkriegen Europas über die Opfer der Nationalsozialisten, von Armenien über den Nahen Osten nach Ägypten und Afrika, von El Salvador nach Chile und Argentinien: Die vergangenen einhundert Jahre haben viele christliche Märtyrer gesehen. Diese zu ehren und an sie zu erinnern war Papst Franziskus in die Basilika Sankt Bartholomäus auf der Tiberinsel in Rom gekommen, wo dieses Anliegen gepflegt wird. 2002 hatte Papst Johannes Paul II. der Gemeinschaft Sant’Egidio die Kirche genau zu diesem Zweck anvertraut, es sollten ökumenisch neue Märtyrer geehrt werden.

Der Papst tat das symbolisch mit Kerzen, die er auf den Altären der Kirche aufstellte, auf denen Erinnerungsstücke an diese Glaubenszeugen aufbewahrt werden, von Franz Jägerstätter, Maximilian Kolbe, Oscar Romero und vielen anderen, die um ihres Glaubens willen umgebracht wurden. Und die Gemeinde tat dies vor allem in den Fürbitten, in denen vieler Einzelner und vieler Situationen gedacht wurde.

Die Geschichten verbinden sich

„Wir sind als Pilger hier in diese Basilika des heiligen Bartholomäus auf die Tiberinsel gekommen, wo die alte Geschichte des Martyriums sich verbindet mit dem Gedenken der neuen Märtyrer, der vielen von den unsinnigen Ideologien getöteten Christen des vergangenen Jahrhunderts, getötet nur weil sie Jünger Jesu waren.“ Papst Franziskus verband das Gedenken an den Apostel Bartholomäus, der in der Basilika als Märtyrer verehrt wird, mit dem Gedenken an die modernen Glaubenszeugen.

Die Kirche sei von Anfang an eine Kirche der Märtyrer gewesen, also von Menschen, die Jesus bis zum Tod hin bezeugt hatten. Drei Zeugnisse wurden während des Wortgottesdienstes gehört, zunächst das von Karl Schneider, dem Sohn eines im KZ Buchenwalt umgebrachten Pfarrers. „Wir heute schließen viel zu viele Kompromisse, aber mein Vater ist dem Herrn und dem Glauben treu geblieben“, so der Sohn des protestantischen Pfarrers.

Zeugnis ist eine Gnade

Die Märtyrer „hatten die Gnade, Jesus bis zum Ende zu bezeugen, bis zum Tod. Sie leiden, sie geben ihr Leben, und wir erhalten den Segen Gottes durch ihr Zeugnis. Und es gibt noch so viele, versteckte Zeugen, die Männer und Frauen die treu sind der demütigen Kraft der Liebe, der Stimme des Heiligen Geistes, die jeden Tag des Lebens suchen, ihre Geschwistern zu helfen und Gott ohne Vorbehalt zu lieben.“ Man dürfe sich einen Märtyrer nicht als Helden vorstellen, so der Papst, der Mut und die Treue seien Gaben Gottes.

Das zweite Zeugnis legte Roselyne Hamel ab, die Schwester des in Nordfrankreich ermordeten Priesters Jacques Hamel. „Es ist paradox“, sagte sie „Er, der nie im Zentrum hat stehen wollen, hat vor der ganzen Welt Zeugnis abgelegt, dessen Weite wir noch nicht ermessen können. Wir haben das in der Reaktion so vieler Christen gesehen, die nicht zur Vergeltung aufgerufen haben, sondern zu Liebe und Vergebung. Wir haben das in der Solidarität der Muslime gesehen, die nach seinem Tod sonntags zu unseren Versammlungen kommen wollten.“

Hamel, Schneider, Quijano und so viele andere

„Wenn wir genau hinsehen, dann sehen wir dass die Ursache aller Verfolgung der Hass des Fürsten der Welt auf alle ist, die von Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung gerettet und erlöst wurden“, sagte der Papst in seiner Predigt. „Im Evangelientext, den wir gehört haben (Joh 15:12-19), verwendet Jesus ein starkes und hässliches Wort, „Hass“. Er, der der Meister der Liebe ist und dem das Sprechen über die Liebe so sehr gefällt, er spricht über den Hass. Aber er will die Dinge immer beim Namen nennen. Und uns sagt er „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat“ (Joh 15:18).“

Papst Franziskus zog die Linie vom Leiden der Christen zu Christus selbst, seine Erlösung ist Quelle der Rettung, aber auch des Hasses eben genau auf diese Rettung. Francisco Hernandez war der dritte Zeuge, ein Freund des 2009 in El Salvador ermordeten William Quijano, der dort aus christlicher Überzeugung für Frieden und Versöhnung eingetreten war. „In der existenziellen Peripherie hat William seine Hoffnung auf eine andere Welt bezeugt“, sagte der Freund des Getöteten. „Er baute auf das Evangelium und auf die Werte der Menschlichkeit, auf die Zentralität der Nähe.“

Von der Macht der Welt erlöst

„Jesus hat uns erwählt und hat uns erlöst, durch das freie Geschenk seiner Liebe. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er uns von der Macht der Welt erlöst, der Macht des Teufels, der Macht des Fürsten dieser Welt,“ sagte der Papst in seiner Predigt.

Die Kirche brauche diese Zeugen, so Papst Franziskus weiter. Zuerst die Zeugen, welche den Glauben im Alltag bezeugten, „die Heiligen des Alltags“. „Aber auch derjenigen, die den Mut haben, Zeugen bis zum Ende zu sein, bis zum Tod. Sie alle sind das Leben gebende Blut der Kirche. Es sind die Zeugen, welche die Kirche voran bringen; diejenigen, die bezeugen, dass Jesus auferstanden ist, dass Jesus lebt, und die das mit ihrem konsequenten Leben und mit der Kraft des Heiligen Geistes, den sie als Gabe erhalten haben, tun.“

Die Kirche schaue auf die Märtyrer von damals und von heute aber nicht nur als Vorbilder. „Das lebendige Erbe der Märtyrer gibt uns heute Frieden und Einheit“, so der Papst. Nur die Heiligen brächten die Kirche voran. „Sie lehren uns, dass wir mit der Kraft der Liebe, mit Demut, gegen die Arroganz, gegen die Gewalt und gegen den Krieg angehen können und dass wir den Frieden wirklich machen können.“

 

(rv 22.04.2017 ord)








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