2017-04-16 14:04:00

Papst bei der Ostermesse: Jedes Steinchen hat seinen Sinn


Ein nachdenklicher Papst war es, der heute der Messe und dem Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis) auf dem reich mit Blumen geschmückten Petersplatz vorstand. Vor dem Urbi-et-Orbi Segen hatte Papst Franziskus wie gewohnt die Heilige Messe gefeiert. Die Liturgie hatte an diesem Tag zwei ungewöhnliche Elemente aufzuweisen: Einerseits die Stichi und Stichera, Osterhymnen der byzantinischen Liturgie, die nach altem Herkommen am Ostertag vor dem Papst gesungen werden. Damit wurde des relativ seltenen Zusammentreffens des Ostertages für die Christen aller Konfessionen gedacht – erst im Jahr 2025 wird das Osterfest, das in den beiden christlichen Kulturkreisen nach verschiedenen Kalendern berechnet wird, wieder auf ein gemeinsames Datum fallen.

Und ein weiteres, ungewöhnliches Element gab es bei dieser Messe: Anders als in der Tradition seiner Vorgänger (und bis dato auch seiner selbst) hielt der Papst an diesem Ostersonntag auch eine Predigt. Darin erinnerte er an die Ungerechtigkeiten der Welt, die manches Mal an Gott zweifeln lassen können. Krankheiten, Menschenhandel, Kriege und Gewalttaten waren einige dieser Ungerechtigkeiten, die der Papst ansprach. Gestern erst habe er einen jungen Mann angerufen, der an einer schweren Krankheit leide, vertraute Papst Franziskus den Teilnehmern an der Messe an. Er habe ihm ein Zeichen des Glaubens geben wollen, indem er ihm sagte: „,Es gibt keine Erklärungen für das, was dir passiert. Sieh auf Jesus am Kreuz. Gott hat das mit seinem Sohn gemacht, und es gibt keine andere Erklärung.´ Und er hat mir geantwortet: ,Ja, aber Gott hat es seinen Sohn gefragt, und der Sohn hat ja gesagt. Ich bin nicht gefragt worden, ob ich das wolle.´ Das berührt uns, niemand von uns wird gefragt: ,Bist du froh darüber, was in der Welt passiert? Bist du bereit dazu dieses Kreuz zu tragen?´“

Ich bin nicht gefragt worden

Doch, so erinnerte der Papst, die Kirche wiederhole an diesem heuten Tag: „Halte inne, der Herr ist auferstanden!“ Dies sei kein Fest mit vielen Blumen, ja, die seien zwar schön, doch hier gehe es um weit mehr. Es sei das „Geheimnis des verworfenen Steins“, der zum Eckstein unserer gesamten Existenz werde, griff der Papst den Text des zwischen den Lesungen gehörten Antwortpsalms 118 auf.

„In dieser Wegwerfkultur, wo das, das nichts nützt, den Weg der Einwegware nimmt, wo das, das nicht nützt, weggeworfen wird, da wird dieser Stein – Jesus – verworfen und ist Quell des Lebens. Und auch wir, Steinchen auf der Erde, auf dieser Erde voller Schmerz, Tragödien, mit dem Glauben in den Auferstandenen Jesus haben einen Sinn, inmitten so vieler Unglücke.“

Das sei, so der nachdenkliche Schluss, den Papst Franziskus zu Ende seiner kurzen Predigt zog, vielleicht die einzige mögliche Antwort auf so viele Ungerechtigkeiten: Der verworfene Stein, er ist nicht wirklich verworfen. Er lade alle dazu ein, so der Papst, vor sich und im Herzen die Worte zu wiederholen, auf die unser Glauben baue: Christus ist auferstanden.

Gedanke an Papst Benedikt XVI.

Ein besonderer Gedanke während der Messe galt dem emeritierten Papst Benedikt XVI.: Für ihn wurde eine eigene Fürbitte vorgetragen. „Jesus Christus, der Auferstandene und Lebendige, segne ihn, er erfülle ihn mit seiner wohltuenden Gegenwart und bewahre ihn in seiner Freundschaft“, so die Fürbitte im Wortlaut. Papst em. Benedikt XVI. hat an diesem Ostersonntag seinen 90. Geburtstag.

(rv 16.04.2017 cs)








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