2017-04-14 18:00:00

Heiliges Land: Quer durch Jerusalem - zum Golgotha


Ein altes Sprichwort sagt: Kein Mensch, der nach Jerusalem kommt, wird den Ort so verlassen, wie er angekommen ist. Gerade jetzt zu den Kar- und Ostertagen sind Pilger aus aller Welt in der Heiligen Stadt. Obwohl man heutzutage gar nicht mal so einen großen Unterschied machen kann, zwischen Pilgern und Touristen. Unser Korrespondent Renardo Schlegelmilch hat sich auf Stadtrundgang begeben, von der Stadtmauer zur Grabeskirche.

Los geht es am Damaskustor, schon zu antiker Zeit ein Hauptzugangspunkt zur Stadt. Von hier aus geht in Richtung Norden die Straße nach Damaskus und hier hat man auch einen guten Überblick über die Skyline der Jerusalemer Altstadt. Die Pilger sind beeindruckt – vielleicht aber auch ein wenig irritiert: „Ich sehe Gebäude, die ich bis jetzt immer nur von Bildern kannte… Gefühlmäßig bin ich noch nicht ganz hier angekommen. Ich war heute Morgen kurz einmal in der Altstadt, da sieht man kaum den Himmel, weil man durch dunkle Gassen geht, links und rechts sind die Basare – man wird angesprochen, weil man natürlich als Tourist erkannt wird“, so der deutsche Pilger Jean-Claude Hauser. Wer das Damaskustor durchschreitet, kommt fast in eine andere Welt. Händler, Pilger und Touristen schieben sich durch ein Labyrinth aus engen Gassen. Jeder ist auf seine ganz eigene Art gekleidet, Sprachen hört man aus aller Welt in dem Gewühl. Ein wenig Kulturschock, erklärt uns Georg Röwekamp vom Heilig-Land-Verein: „Natürlich ist das für manche befremdlich, Menschen aus aller Herren Länder… Aber andererseits ist es auch faszinierend zu sehen, gerade in diesen Tagen ist Jerusalem wieder eine Weltstadt, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht, weil sie glauben, dass Jerusalem irgendetwas mit ihnen zu tun hat. Und wo gibt es das sonst schon?“

Der Heilig-Land-Verein engagiert sich seit über 100 Jahren für Pilger und Touristen, die die Heiligen Stätten des Christentums besuchen wollen. Nebenher werden auch noch soziale Projekte unterstützt. Der Unterschied zwischen den Pilgern und Touristen verschwimmt mit den Jahren immer mehr. Pilger aus Deutschland suchen auch touristische und politische Informationen – und manch ein Tourist soll auch schon durch die Begegnung mit Jerusalem auch zum Pilger geworden sein. Georg Röwekamp: „Dieses Land lässt niemanden kalt. Ich kenne niemanden, der hierhergekommen ist und gesagt hat, ja das war jetzt ganz nett, aber nächstes Mal dann wieder etwas anderes… Man spürt, dass man hier einfach nicht nur Sehenswürdigkeiten anschaut, sondern dass es Orte sind, die Menschen etwas bedeuten, immer schon etwas bedeutet haben.“

In der Tat vermischen sich Juden, Christen und Muslime in den Gassen der Altstadt. Wir bewegen uns weiter, vorbei am muslimischen Tempelberg, mit der jüdischen Klagemauer, und machen uns auf zur christlichen Grabeskirche. „Während im Hintergrund der Muezzin zu hören ist, kommen wir jetzt über diese Treppe in den Bereich der alten konstantinischen Grabeskirche. Hier an der Hauptstraße begann dieser gewaltige Bau, die große Basilika, an die sich dann im Westen der offene Hof mit dem Golgotha-Felsen anschloss und der große Kuppelbau, unter dem sich das Heilige Grab befand und befindet. Gemeinsam ist den drei großen Heiligtümern der Juden, Christen und Muslime in der Stadt eine Besonderheit: „Allen ist gemeinsam, dass das, was gerade verehrt wird, dort eigentlich gar nicht zu finden ist. Das Allerheiligste des Tempels zum Beispiel war leer – und auch dieses Grab ist deshalb wichtig, weil es leer ist. Und auch der heilige Felsen der Muslime ist sozusagen nur der Ausgangspunkt, von dem Mohammed in den Himmel gestiegen ist. Das heißt, dieses Bewusstsein dafür, dass das Entscheidende an einem Ort gar nicht festzumachen ist, haben die Religionen durchaus verinnerlicht." 

Trotzdem haben diese heiligen Stätten eine Kraft und eine Ausstrahlung, die die Menschen mit nach Hause nehmen, die auch viele berührt, die eigentlich gar nicht mit dem Ziel des Pilgerns nach Rom gekommen sind. Ob man nun an Gott glaubt oder nicht, man kann nicht verleugnen, dass dieser Ort für Menschen aus aller Welt seit Jahrtausenden eine besondere Bedeutung hat. So erreichen wir in der Grabeskirche das Ziel unserer Reise, den Felsen Golgotha, den Ort also, an dem Jesus gekreuzigt worden ist. Theologen und Historiker streiten, ob dies wirklich der authentische Ort des Geschehens ist. Georg Röwekamp erklärt, auch  wenn man es nicht belegen kann, ist dies ein Ort, der viele Indizien liefert, und wogegen auch nach Lehrmeinung nichts spricht, dass es so passiert sein könnte.

„Dieser originale Golgotha-Felsen ist eben Teil eines großen Steinbruchs gewesen, der hier zu Jesu Zeiten gelegen hat und nicht mehr benutzt wurde. Dieser Fels selbst vielleicht auch deshalb nicht, weil ein Riss quer durch den Stein geht, er war also unbrauchbar. Später hat man das natürlich als Ergebnis des Erdbebens gedeutet, das laut dem Evangelienbericht zur Todesstunde Jesu Jerusalem erschüttert hat. 

(rv 14.04.2017 rs)








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