2017-04-14 11:35:00

Frankreich: Seligsprechungsverfahren für ermordeten Priester


Der französische Priester Jacques Hamel soll selig gesprochen werden. Das gab der zuständige Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, bei der Gründonnerstagsmesse bekannt. Im vergangenen Juli ist der 85-jährige Priester Hamel während eines Gottesdienstes in seiner Kirche Saint-Etienne durch zwei Islamisten ermordet worden. „Jacques Hamel ist ein Märtyrer, ein Seliger“, hatte Papst Franziskus bereits im darauf folgenden September bei einer Gedenkmesse im Vatikan gesagt.

Normalerweise müssen nach dem Tod eines Seligsprechungskandidaten fünf Jahre vergehen, bevor das Verfahren eröffnet werden kann. Eine Sondergenehmigung aus dem Vatikan macht es möglich, dass das diözesane Seligsprechungsverfahren für Jacques Hamel bereits wenige Monate nach seinem Tod eröffnet werden konnte. Der Erzbischof von Lebrun wird dem Diözesantribunal zur Seligsprechung seines ehemaligen Priesters vorstehen. Er erklärte vor dem Mikrofon von Radio Vatikan, warum er gerade den Gründonnerstag gewählt hat, um das Seligsprechungsverfahren bekannt zu geben.

„Wir gedenken in diesen Tagen des Todes Jesu am Kreuz. Es ist der Tod eines Unschuldigen. Auch bei Jacques Hamel geht es um den Tod eines Unschuldigen und er ist getötet worden, weil er an Jesus glaubte. Ich denke nun an die Familie Hamel, an die Pfarrei, die er leitete, an alle Priester, die mit ihm zusammenarbeiteten. Die Osterzeit ist für sie alle nicht dasselbe, wie für andere Gläubige.“

Zwei Phasen des Prozesses

Der nun gestartete Seligsprechungsprozess besteht aus zwei Phasen, erläutert Bischof Lebrun. Im ersten Schritt werden auf diözesaner Ebene alle Dokumente und Zeugnisse gesammelt, die dem Verfahren nützlich erscheinen. Diese werden dann geprüft. Da gehe zum Beispiel um die Schriften von Jacques Hamel. Diese würden von Theologen ausgewertet.

„Und geht es auch darum, dass Zeugen gehört werden. Dazu zählen sowohl jene, die über seinen Tod als auch jene, die über sein Leben etwas bezeugen können. Das sind Freunde, andere Priester und die Pfarreiangehörigen. Dann werden wir alle Dokumente nach Rom schicken. Danach wird die zweite Phase mit der Aufarbeitung unserer Dokumentation eingeleitet. Das ist die Aufgabe der Selig- und Heiligsprechungskongregation. Und am Schluss ist es natürlich der Papst, der über die Seligsprechung entscheidet.“

Die Gemeinde sei durch die Ankündigung sehr berührt gewesen, berichtet der Erzbischof. Jacques Hamel war ein angesehener Priester unter ihnen.

„Die Pfarreiangehörigen haben die Ankündigung irgendwie schon erwartet. Ich hatte im Vorfeld schon oft gesagt, dass der Seligsprechungsprozess bald beginnen wird. Ich stelle auch fest, dass das Interesse an Jacques Hamel auch über unsere Diözese hinaus groß ist. Er wird nicht vergessen und wird immer mehr ein Licht, das immer stärker erstrahlt und somit zum Hoffnungszeichen für uns alle wird.“

Hintergrund

Die Seligsprechung ist eine Vorstufe zur Heiligsprechung. Ein Seliger darf im Unterschied zum Heiligen nur auf lokaler Ebene verehrt werden. Damit eine verstorbene Person in katholischen Kirchen offiziell als Seliger oder Heiliger verehrt werden darf, ist üblicherweise ein kirchenamtliches Prüfverfahren nötig. Dieses wird in zwei Schritten im betreffenden Bistum und in Rom durchgeführt. Das diözesane Verfahren ist nun eröffnet worden.

Für eine Seligsprechung ist außer der Zuerkennung eines „heroischen Tugendgrads“ auch der Nachweis eines Wunders nötig, das auf Fürbitte des Seligsprechungskandidaten gewirkt wurde. Dieses Erfordernis entfällt bei Märtyrern.

(rv/kap 14.04.2017 cs/mg)








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