2017-04-13 10:51:00

Papst: Angriffe auf weibliche Würde auch in Kirche zu finden


Auch in der Kirche gibt es Angriffe auf die Würde der Frau. Das hat Papst Franziskus in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Repubblica“, das an diesem Donnerstag erschien, gesagt. Darin verurteilte der Papst erneut den „Weltkrieg in Stücken“ und den internationalen Waffenhandel. Weiter ging er auf seinen Besuch am Abend in einem italienischen Gefängnis ein und sprach sich für die soziale Reintegration von Häftlingen aus.

Die Würde der Frau respektieren

Hauptaufgabe der Kirche sei es, „den Letzten, Ausgeschlossenen, Weggeworfenen“ nah zu sein. Als ein Beispiel hierfür nannte der Papst Vorurteile und Angriffe auf die Würde der Frau, die es auch innerhalb der Kirche zu bekämpfen gelte. „Wir alle, auch die christlichen Gemeinden, sind gewarnt vor Modellen von Weiblichkeit, die von Vorurteilen und Unterstellungen infrage gestellt werden, die ihre unveräußerliche Würde verletzen.“ Die biblischen Berichte über Jesu Umgang mit Frauen wollten einer solchen Sicht entgegentreten und zu einer „befreienden Sicht“ zurückführen, so der Papst weiter.

Der Papst veranschaulichte diesen Zusammenhang anhand der biblischen Erzählung von der Heilung einer blutflüssigen Frau durch Jesus. Jesus habe die Frau nicht nur von ihrer Krankheit geheilt, sondern auch die soziale Isolation aufgebrochen, in die sie aufgrund ihres Leidens geraten war: „Jesus hat den Glauben dieser Frau bewundert, die alle mieden, und ihre Hoffnung in Rettung verwandelt.“

Gefängnisbesuch: Wir alle sind Sünder

Zu seinem Besuch an diesem Gründonnerstag im Gefängnis befragt, unterstrich der Papst: „Der Auftrag Jesu gilt für jeden von uns, doch vor allem für den Bischof, der Vater aller ist“. Seine Begegnungen mit Häftlingen, die inzwischen Tradition haben, kämen ihm „von Herzen“, so Franziskus, er empfinde sie als „Pflicht“, bekräftigte er. Inspiriert habe ihn hier das Beispiel des ehemaligen Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli, der als Priester im römischen Jugendgefängnis Casal del Marmo jeden Samstag jugendlichen Straftätern die Beichte abnahm.

Jeder Mensch, auch er selbst, sei ein Sünder, fuhr Franziskus fort. Es sei „heuchlerisch“, mit dem Finger auf Häftlinge zu zeigen, wenn man doch selbst gesündigt habe: „Schauen wir in uns und versuchen wir, unsere Schuld zu erkennen. Dann wird das Herz menschlicher werden.“ Ausgehend vom Bild des Gefängnisses zählte er dann Haltungen auf, die Menschen zu „Gefangenen“ machen: gefangen in Vorurteilen und Heuchelei, in Ideologien, in der Abhängigkeit von Luxus und Wohlstand und in einer kapitalistischen Sicht auf menschliches Leben.

Er sprach sich erneut für eine soziale Reintegration von Häftlingen in dies Gesellschaft aus: Dass dieser Chance allgemein wenig Glauben geschenkt werde, ist laut Papst ein Symptom für die menschliche Blindheit gegenüber der eigenen Fehlbarkeit und Sündhaftigkeit.

Papst verurteilt Waffenhandel

Erneut verurteilte der Papst im Interview mit „La Repubblica“ den internationalen Waffenhandel, der die Welt unterdrücke und „am Blut von Männern und Frauen verdient“. Wenige Tage vor dem Osterfest rief Franziskus dazu auf, die Spiralen der Gewalt zu durchbrechen: „Ich habe das oft gesagt und ich wiederhole es: Gewalt kann unsere zertrümmerte Welt nicht heilen. Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten führt im besten Fall zu Zwangsmigrationen und immensem Leid, weil große Mengen an Ressourcen für militärische Zwecke verwendet und den täglichen Bedürfnissen der Jugend, der Familien in Schwierigkeiten, der Alten, der Kranken und der großen Mehrheit der Weltbevölkerung vorenthalten werden. Im schlimmsten Fall führt Gewalt zum Tod, zum physischen und geistlichen, dem Tod vieler oder aller.“

Die Welt erlebe heute einen „schrecklichen Weltkrieg in Teilen“, griff Franziskus eine Formulierung auf, die er schon öfter gebraucht hat, die mannigfaltigen Formen von Gewalt und Misshandlung gingen immer auf Kosten der „Letzten“, der schutzlosesten und unschuldigen Menschen. Ob die heutige Welt im Vergleich zu früher tatsächlich gewalttätiger sei oder ob Gewalt aufgrund von größerer Mobilität und durch die modernen Kommunikationsmittel akzentuierter wahrgenommen werde, ließ er offen.

(la repubblica 13.04.2017 pr)








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