2017-04-13 11:56:00

Gefängnis von Paliano: „Strikt privater Moment des Papstes“


Die diesjährige Fußwaschung an Gründonnerstagabend nimmt der Papst in einem kleineren Gefängnis etwa 70 Kilometer östlich von Rom entfernt vor. Im Gefängnis von Paliano sitzen vor allem reuige Ex-Mafiosi ein, wie der zuständige Bischof Domenico Sigalini im Vorfeld des Papstbesuches erklärte. Der Bischof besucht die Gefängnisinsassen mindestens einmal monatlich und leitet persönlich die Gesprächsmomente. Obwohl inoffiziell bereits seit einigen Wochen bekannt war, wo Papst Franziskus in diesem Jahr die Messe „In Coena Domini“ feiern würde, wurde der Ort der diesjährigen Fußwaschung erst vor wenigen Tagen bestätigt. „Als ich am 6. April den Gefängnisinsassen von Paliano offiziell verkündet hatte, dass der Papst sie an Gründonnerstag besuchen werde, wurde das als Scherz aufgefasst. Als dann aber die Gefängnisleiterin den Papstbesuch bestätigte, brach ein Freudengeschrei aus. Sie waren glücklich, aber gleichzeitig auch ein bisschen ratlos, weil sie sich fragten, was sie denn dem Papst anbieten sollten.“

Als Geschenk an den Papst haben einige Gefängnisinsassen die Produkte vorbereitet, die sie täglich herstellen. In dem Gefängnis werden beispielsweise Kugelschreiber, Seife und Holzfiguren gefertigt. Doch im Zentrum des Besuchs stehe die Fußwaschung, fügt Bischof Sigalini an, der die Diözese von Palestrina leitet.

„Mit der Fußwaschung zeigt die Kirche, dass sie nicht die Institution des Reichtums und des sich bedienen Lassens ist. Die Kirche ist der Ort des Dienstes am anderen. Und dann geht es auch darum, dass man bei den Füßen anfängt. Jesus selbst hat uns das vorgemacht. Vergessen wir nicht, dass Petrus es zuerst gar nicht wollte, dass Jesus ihm die Füße wäscht. Und Jesus sagt ihm dann ganz klar, wenn du dir nicht die Füße waschen lässt, dann wirst du auch nicht in das Reich Gottes gelangen.“

Es sei ein „hartes Zeichen“ Jesu gewesen, fügt der Bischof an. Dass nun der Papst dieses Zeichen an Gefängnisinsassen vollbringe, sei wiederum eine Geste der Solidarität.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass in Paliano vor allem reuige Ex-Mafiosi einsitzen. Diese gelten bei der Mafia als unwürdige Menschen, weil sie – aus ihrer Sicht - die Organisierte Kriminalität verraten haben. Die reuigen Ex-Mafiosi haben aber einen anderen Lebensweg gewählt. Sie wollen ein ehrliches und aufrichtiges Leben führen. Dafür müssen sie natürlich für ihre kriminellen Taten zunächst ins Gefängnis, aber sie arbeiten hier mit der Justiz zusammen, um die Machenschaften der Mafia aufzudecken.“

Zwar gebe es unter ihnen bestimmt auch einige, die mit der Justizbehörde zusammenarbeiteten, um eine geringere Strafe verbüßen zu müssen; doch alle litten sehr darunter, dass sie von Mitmenschen – auch wenn es sich um Kriminelle handelt – als „Verräter“ betrachtet würden, so Bischof Sigalini.

Da es sich bei der Symbolhandlung der Fußwaschung und der Begegnung mit den Häftlingen um einen „strikt privaten Moment“ des Papstes handelt, werden weder der Bischof selbst, noch andere Autoritäten anwesend sein. Allerdings stehen den rund 70 Gefängnisinsassen, die der Papst treffen wird, 65 Polizeibeamte und etwa 15 Mitarbeiter des Gefängnisses zur Seite. Aus Respekt vor dem privaten Charakter des Treffens wird die Feier auch nicht direkt über Radio oder TV übertragen, sondern nur ausschnittsweise und im Nachhinein wieder gegeben.

(pm/rv 13.04.2017 mg)

 








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