2017-04-10 10:56:00

Palmsonntag in Jerusalem: ein Hörbild


In Jerusalem haben nach den blutigen Anschlägen auf Kopten in Ägypten tausende Christen der Opfer gedacht. Am Ende der traditionellen Palmsonntagsprozession verweilten sie am Sonntagnachmittag im Hof der Anna-Kirche im stillen Gebet. Der Leiter des Lateinischen Patriarchats rief die Christen zur Einheit auf. Trotz aller traurigen Nachrichten und des schwierigen Alltags im durch Spaltungen geprägten Jerusalem sei die Palmsonntagsprozession eine „wunderbare Erfahrung von Kirche“, an der „die Freude des Christseins spürbar“ sei, sagte Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. Mit dem Palmsonntag hat für Christen in aller Welt die Heilige Woche begonnen. In diesem Jahr fallen erfreulicherweise die Ostertermine aller Kirchen wieder zusammen. Renardo Schlegelmilch war bei der Palmsonntagsprozession im Heiligen Land mit dabei.  

Stimmungsvolles Gedenken am Ort des Geschehens selbst

Die Stimmung gleicht mehr einem Volksfest als einer Prozession - wie man sie bei uns kennt. Musik, Tanz, Blaskapellen, Dudelsäcke und tausende ausgelassene Menschen, die den Glauben feiern. So wird in Jerusalem die Palmprozession begangen. Ausgangspunkt ist die Kapelle Betfana im heutigen palästinensischen Ostteil der Stadt. Hier soll Jesus auf einen Esel gestiegen und in die Stadt geritten sein.

Sogar ein Junge, der auf einem Esel reitet, hat sich am Anfangspunkt der Prozession eingefunden, ganz in der Tradition Jesu. Die Menschenmenge feiert auf dem Hof hinter einer Kirche. Das Evangelium, das die Leidensgeschichte Jesu erzählt, wird in verschiedenen Sprachen vorgetragen.

Nun machen sich die Pilger bereit vom Ölberg ins Tal hinab, und wieder hinauf zu den Mauern der Altstadt Jerusalems zu ziehen. Dabei sind auch die Brüder der deutschen Benediktiner-Abtei Dormitio.

Auch palästinensische Christen sind mit dabei

Außerdem mit dabei sind zum Teil palästinensische Christen aus Ost-Jerusalem, wo die Prozession auch ihren Anfang nimmt, aber auch Palästinenser aus dem Westjordanland oder sogar dem Gaza-Streifen, die eine Sondergenehmigung vom Staat Israel bekommen haben, um an der Prozession teilzunehmen. Mit ihnen zusammen sind Tausende Christen von allen fünf Kontinenten unterwegs zur Anna-Kirche in der Altstadt. Es wird gebetet, christliche Lieder in allen Sprachen werden gesungen, und immer wieder läuten am Wegesrand auch die Glocken. Ein ungewöhnliches Bild für Jerusalem.

Unter den Pilgern ist auch Aachens ehemaliger Bischof Heinrich Mussinghoff. Ostern in Jerusalem - für ihn ein lange gehegter Wunsch. Noch vergangenes Jahr hat er Ostern als Bischof im Aachener Dom zelebriert, an eine Reise nach Jerusalem war während seiner Amtszeit also nicht zu denken. Umso mehr bedeutet ihm jetzt die Prozession vom Ölberg in die Altstadt.

(rv/kap 10.04.2017 Renardo Schlegelmilch)








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