2017-04-09 11:23:00

Papst: Den Gekreuzigten in Gewaltopfern heute erkennen


Den Gekreuzigten in Gewaltopfern der heutigen Welt zu erkennen – dazu hat der Papst zu Beginn der Karwoche aufgerufen. Bei der Heiligen Messe an Palmsonntag auf dem Petersplatz legte Franziskus den Gläubigen zugleich nahe, dem Beispiel Jesu mit konkreten Taten zu folgen.

In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem zog der Papst unter Chorgesang und im liturgischen Festgewand mit Kardinälen und Bischöfen über dem Petersplatz. Zur feierlichem Prozession mit den charakteristischen Palm- und Ölbaumzweigen waren viele junge Pilger angereist, die in Rom bei strahlendem Sonnenschein zugleich den diözesanen Weltjugendtag feierten. Ein Meer grüner Zweige bewegte sich über die Piazza rund um den ägyptischen Obelisken, wo Franziskus einen Moment innehielt, um später zum Altar zu ziehen.

Jesus wurde bei seiner Ankunft in Jerusalem als König bejubelt. Doch schon beim freudigen Einzug in die Stadt habe der Gottessohn auf einem Eselfohlen darum gewusst, was ihm bevorstand. Am Palmsonntag mischten sich daher „Freude“ und „Schmerz“, sagte Franziskus in seiner Predigt bei der Heiligen Messe: In diesen Schmerz müssten sich Christen versenken, um ihr Herz zu öffnen für die Gekreuzigten der Welt.

„Und dieser Jesus, der die Hosannarufe annimmt, obschon er wohl um das ihm bevorstehende „Ans Kreuz mit ihm!“ weiß, verlangt von uns nicht, ihn bloß auf Gemälden und Fotografien oder in den Videos im Internet zu betrachten. Nein. Er ist in vielen unserer Brüder und Schwestern gegenwärtig, die heute, ja heute Leiden wie er ertragen: Sie leiden unter Sklavenarbeit, unter familiären Dramen, unter Krankheiten … Sie leiden aufgrund von Kriegen und Terrorismus, aufgrund von Interessen, welche die Waffen in Bewegung setzen und sie zuschlagen lassen. Betrogene Männer und Frauen, die in ihrer Würde verletzt und ,weggeworfen‘ wurden … Jesus ist in ihnen, in jedem von ihnen, und mit jenem entstellten Antlitz oder mit jener gebrochenen Stimme bittet er darum, angesehen zu werden, anerkannt, geliebt zu werden.“

Der Papst rief seine Zuhörer dazu auf, sich in der Karwoche mit den Leiden Jesu die Leiden der Menschheit vor Augen zu führen. Jesu Handeln und seine Botschaft seien konkret, so Franziskus. Mit Illusionen, falschen Versprechungen oder eine diffusen Spiritualität habe Jesu Botschaft nichts gemein, erinnerte er:

„Dieser Jesus, der gemäß der Schrift gerade auf diese Weise in die Heilige Stadt einzieht, ist kein Träumer, der falsche Hoffnungen verbreitet, nicht ein ,New Age-Prophet‘ oder ein Schaumschläger, ganz im Gegenteil: Er ist ein ganz entschiedener Messias in der konkreten Gestalt des Knechts, des Gottesknechts und Dieners der Menschen, welcher der Passion entgegengeht; er ist der große Dulder des menschlichen Leidens.“

Jesus habe seine Jünger deutlich gesagt: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24), führte der Papst weiter aus:

„Er hat nie Ehren und Erfolg in Aussicht gestellt. Die Evangelien sprechen Klartext. Er hat seine Freunde stets darauf hingewiesen, dass dies sein Weg sein würde und dass er zum endgültigen Sieg über Leiden und Kreuz führen würde. Dasselbe gilt auch für uns. Um Jesus treu zu folgen, bitten wir um die Gnade, dies nicht mit Worten, sondern mit Taten zu tun und unser Kreuz geduldig zu ertragen: es nicht abzulehnen oder von uns zu werfen, sondern mit Blick auf ihn es anzunehmen und Tag für Tag zu tragen.“

Auftakt der Kar- und Osterwoche

Der Gottesdienst am Palmsonntag eröffnet die liturgischen Feiern des Papstes zur Karwoche und Ostern. Am Gründonnerstag begibt sich Franziskus in ein Gefängnis nach Paliano bei Rom, um mit Häftlingen einen Gottesdienst zu feiern. Hierbei wird er auch die rituelle Fußwaschung vollziehen. Weitere Höhepunkte sind am Karfreitag der Kreuzweg des Papstes mit Zehntausenden am Kolosseum sowie die Ostermesse auf dem Petersplatz am Ostersonntag mit anschließendem Segen "Urbi et orbi".

(rv 09.04.2017 pr)








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