2017-04-09 09:45:00

Papst an Jugend: „Wir alle müssen euch zuhören“


Ein Vorgeschmack auf die nächste große Synode: am Samstagabend feierte der Papst zusammen mit Jugendlichen in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore die Vigil. In seiner komplett frei gehaltenen Ansprache ging Franziskus neben dem nächsten Weltjugendtag in Panama auf die große Bischofssynode zum Thema Jugend ein. Dabei ließ er keinen Zweifel am inklusiven Charakter der Veranstaltung, die Oktober 2018 im Vatikan stattfindet.

„Das ist eine Synode, von der sich kein Jugendlicher ausgeschlossen fühlen soll. ,Machen wir eine Synode für junge Katholiken…‘ Nein! Die Synode ist die Synode für und von alle jungen Leuten! Die Jugendlichen stehen im Mittelpunkt. ,Aber auch die, die sich als Agnostiker fühlen?‘ Ja! ,Auch die mit schwachem Glauben?‘ Ja! ,Auch die, die sich von der Kirche entfernt haben?‘ Ja! ,Auch diejenigen, die sich als Atheisten fühlen?‘ Ja! Das ist die Synode der Jugend, und wir alle wollen uns gegenseitig zuhören. Jeder Jugendliche hat den anderen etwas zu sagen, den Erwachsenen, den Priestern, den Schwestern, den Bischöfen und dem Papst. Wir alle müssen euch zuhören!“

Welt braucht Jugend mit Berufung 

Junge Leute hätten es heute mit keiner einfachen Welt zu tun, so der Papst, der Probleme aufzählte, mit denen die Jugend weltweit zu kämpfen hat: Arbeitslosigkeit und fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, Krieg und Flucht, gesellschaftliche Marginalisierung und Orientierungslosigkeit. Als „Abfallmaterial“ – so würden junge Menschen heute oftmals behandelt, kritisierte der Papst. Doch auch Vereinzelung und Passivität seien Gefahren, die jungen Menschen heute ausgesetzt seien, ergänzte Franziskus, und er griff auf eine Formulierung zurück, die er selbst beim vergangenen Weltjugendtag im polnischen Krakau verwendete:

„Es ist hässlich, einen Jugendlichen zu sehen, der mit 20 in Pension geht, das ist hässlich; es ist auch hässlich, einen Jugendlichen zu sehen, der auf dem Sofa lebt, nicht wahr? Weder junge Leute ,in Pension‘ weder ,Couch Potatoes‘!“, so Franziskus‘ Appell. Wie die Jungfrau Maria, die ihrer mit Johannes dem Täufer schwangeren Cousine Elisabeth entgegeneilte, sollten Jugendliche heute den Blick in die Zukunft richten, predigte der Papst:

„Die Welt braucht heute junge Leute, die dahineilen, die nicht müde daran werden, voranzugehen; junge Leute, die diese Berufung zur Wahrnehmung haben, dass das Leben eine Mission für sie bereithält. Junge Leute, die vorangehen, auf der Straße, einer neben dem anderen, den Blick in die Zukunft gerichtet – solche Jugendlichen brauchen wir. Die Welt kann sich nur verändern, wenn sich die Jugend bewegt.“

Eine Kirche mit Mut zur Veränderung 

Für diese Dynamik müsse sich auch die Kirche stärker öffnen, unterstrich der Papst weiter. Jugend bedeute Risikobereitschaft – und diese Offenheit, sich ändern zu können, täte allen gut: „Bei der Synode will die Kirche, die ganze Kirche, den jungen Leuten zuhören: was denken sie, was fühlen sei, was wollen sie, was kritisieren sie und was bereuen sie. All das. Die Kirche braucht noch mehr Frühling, und der Frühling ist die Jahreszeit der Jugend.“ In diesem Sinne sollten die Synode im Vatikan und der kommende Weltjugendtag in Panama auch keine reinen Wortveranstaltungen sein, sondern „konkrete“ Ergebnisse zeitigen, wünscht Franziskus.

Der Papst ging in seinen Worten auf Zeugnisse ein, die Jugendliche aus verschiedenen Ländern bei der Vigil in der Basilika Santa Maria Maggiore vortrugen. Darin ging es um Lebenskrisen und schwere Momente, aber auch um unerwartete Wendungen, die neue Kraft und Hoffnung gaben. Der Papst ermutigte seine jungen Zuhörer, sich selbst anzunehmen und „Schönheit“ in den kleinen Dingen des Lebens zu entdecken. Er rief sie zudem zu einem reifen Umgang mit sich und dem Nächsten auf:

„Oft verlieren wir im Leben Zeit damit zu fragen: ,Wer bin ich?‘ Du kannst dich das dein Leben lang fragen und danach suchen. Aber frage dich: ,Für wen bin ich?‘ Wie die Jungfrau Maria, der es gelang, sich zu fragen: ,Für wen, für welche Person bin ich, in diesem Moment? Für meine Cousine‘, und sie ging. Für wen bin ich, nicht: Wer bin ich – das kommt danach, ja, es ist eine Frage, die man stellen muss, aber zuallererst fragen: Warum mache ich diese Arbeit, die Arbeit eines ganzen Lebens, eine Arbeit, die dich denken lässt, fühlen lässt, handeln lässt. Die drei Sprachen: des Geistes, des Herzens und der Hände. Und dabei immer vorangehen.“

Als „Hausaufgabe“ bis zum Weltjugendtag 2019 in Panama trug der Papst den Jugendlichen auf, sich um ihre Großeltern zu kümmern und den Austausch mit der Alten-Generation zu suchen. Aus den Erinnerungen und Lebensweisheiten der Alten ließen sich Wegweiser und Inspirationen für die Zukunft ableiten, so Franziskus: „Heute mehr denn je brauchen wir diese Brücke, den Dialog zwischen Großeltern und der Jugend, zwischen Alt und Jung.“

(rv 09.04.2017 pr)








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